Es ist 4h morgens, als ich aus dem Flugzeug steige und mir
die feuchtwarme Afrikanische Luft in die Nase steigt. Hier bin ich also wieder,
nach ein paar Monaten in der Schweiz. Die Vorfreude war enorm gross, aber jetzt
gerade, fühle ich mich platt und leer. Der Abschied von Zuhause macht mir dieses
mal zu schaffen, jetzt muss ich mich ans alleine sein gewöhnen. Obwohl richtig
alleine bin ich eigentlich nie, aber halt nicht mehr mit Peter unterwegs.
Die Zeit bis zum Morgenlicht, vertreibe ich mir mit dem
zusammenbauen des Velos und packen der Taschen. Dann fahre ich zum ersten
Guesthouse und beziehe um 8h morgens ein schön helles und genug grosses Einzelzimmer,
um das Velo reinzustellen. Völlig erschöpft vom langen Flug und traurig, dass
mein SMS an die Liebsten nicht versendet werden kann, schlafe ich ein. Am
Nachmittag laufe ich eine Runde in Entebbe, ein für Afrikanische Verhältnisse,
ruhiger und sauberer Ort, nur ein paar Km nördlich des Äquators gelegen. Die
Leute sind zurückhaltend nett. Ich organisiere mir eine lokale Telefonkarte und
freu mich enorm, einige Worte mit Peter wechseln zu können.
Tags darauf besuche ich den
botanischen Garten, ich suche die Ruhe der Natur um Kraft zu tanken. Unterwegs
bleibe ich beim Craft Shop hängen und rede 2h mit Marvin über unsere Leben und
die Welt. Er hat zwar eine Ausbildung als Gastronom, findet aber seid 1 Jahr
keine Arbeit. Nach einem Tag arbeiten in Kampala habe er 5000 Uganda Schillingverdient, was 2 CHF sind,
nach Abzug der Fahrtkosten blieben ihm noch 3000 USH. Hier in Entebbe, kann er bei der Tante wohnen, zur Arbeit
laufen, Radio hören (es läuft bbc im Hintergrund) und im Gespräch mit den
Touristen über die Tatsachen der Welt lernen. So kann er sich etwas Geld
ersparen, welches er seiner verwitweten Mutter zur Schulunterstützung seiner
kleineren Geschwister gibt. Er ist eigentlich zufrieden und dankbar darüber, dass
er viel über die Welt erfahren kann, wünscht sich jedoch es wäre einfacher nach
dem Studium, eine fair bezahlte Arbeitsstelle zu finden.
Ich schlendere durch den botanischen
Garten, durch das legendäre Stück Regenwald wo der erste Tarzan Film gedreht
wurde, liege im Gras, beobachte die Vögel und Affen. Schlussendlich stosse ich
auf eine kleine Bar am Ufer des Viktoria Sees. Hier bleib ich nicht lange
alleine. Kim erzählt mir von den Bäumen, von den Vogelarten, den Sesse Inseln,
von wo er ursprünglich kommt. Er hat Tourismus studiert, für eine Weile als
angestellter Guide gearbeitet, fühlte sich dann aber nicht fair bezahlt
gegenüber den Ausgaben die die Touristen für die Touren machten. So entschloss
er sich als Freelancer zu starten, sparte genug Geld um nach Amerika zu gehen
und 2 Jahre zu studieren. Er vertiefte
sein Wissen zu den Traditionellen Heilpflanzen und unterrichtet in den Schulen
darüber und über die Wichtigkeit der Natur Sorge zu tragen. Ein interessanter
Mensch mit viel Hoffnung und Tatendrang.
Zurück beim Guesthouse findet
die Geburtstagsparty der kleinen Tochter des Besitzers statt. Natürlich werde
ich sogleich zur Party eingeladen und vollumfänglich versorgt. Willkommen
zurück in Afrika, hier wird niemand je alleine sein…
Am Mittwoch treffe ich mich
mit Kim zu einer Velotour in Entebbe und Umgebung. Schlussendlich landen wir
wieder im botanischen Garten beim Tee und guten Gesprächen.
Es ist Zeit weiterzufahren. Am Donnerstag fahre ich die 50Km nach Kampala zum Red Chilli Backpacker, THE place to be. Mein Velo ist schwer, ich wird noch ein paar Tage Training benötigen, bis ich mehrere Tage, längere Strecken zurücklegen kann. Velo: 24 Kg, Gepäck ca. 36 Kg, Ich: 60 Kg macht 120 Kg das ich bewegen muss…
Die Strasse ist gut, Asphaltiert,
aber es hat viel Verkehr, ich werde mit ungefilterten Abgasen zugepustet. Vor
allem in der Hauptstadt herrscht das Chaos pur. Hier wiederum bin ich froh um
mein Fahrrad, so kann ich mich zusammen mit den Motortaxis, den sogenannten
Boda Boda’s, zwischen den Feststeckenden Autos hindurch schlängeln. Anhand der
Karten vom Guidebook und durchs fragen der Boda Boda Fahrer finde ich den Weg
auf Anhieb und erreiche den Backpacker am frühen Nachmittag. Dieser ist etwas
Ausserhalb der Stadt in einem Ruhigen viertel gelegen.
Gerade rechtzeitig konnte ich
mein Zelt aufstellen bevor sich der Himmel ergiesst. Es regnet weiter, teils
heftig, bis zum morgen. Im Backpacker verbringe ich die meiste Zeit im Gespräch
mit den verschiedensten Leuten über deren Erlebnisse und Vorhaben. Ich habe
Internet und kann Skypen. Am Freitag fahre ich mit dem gratis Shuttle in die
Stadt, schlendere durch die mit richtig afrikanischem Leben gefüllte Strassen bis
zur Kathedrale und lasse mich mit Boda Boda zum Treffpunkt beim Einkaufszentrum
zurückbringen. Dies war ein intensiver und anstrengender Tag, vielleicht auch,
weil mich der Durchfall plagt. Dieser zwingt mich auch dazu noch einige Tage
hier zu bleiben. So mache ich am Samstag nichts, chille im Chillis und erfahre
von der Eröffnungsparty des Red Chilli Backpackers, welche am Abend stattfinden
wird. (Der Backpacker hat erst vor 2 Monaten diesen neuen Standort bezogen) Musik,
Essen und Trinken für alle um sonst.
Am Sonntag scheint die Sonne,
ich kann waschen und montiere mein Rückspiegel am Lenkrad von links nach rechts
um. Ein sehr wichtiger Bestandteil beim velofahren, ist es doch unerlässlich im
Auge zu halten, was hinter einem vorgeht. Und hier in Uganda gilt Linksverkehr.
Am Nachmittag besuche ich ein Musikfestival namens Blankets & Wine. Es
scheint, dass sich hier die High Society von Kampala trifft. Ein zum beobachten
interessantes gesehen und gesehen werden, eine andere Fassette von Afrika, vom
reichen Afrika. Hauptact ist ein Weltbekannter Zimbabwer Oliver Mutokuze und
div. andere lokale Artisten. Dieser Nachmittag hat mir viel Spass bereitet und
Verdauungstechnisch geht es mir auch wieder gut.
Die 85Km von Kampala nach
Jinja, die Stadt am Viktoriasee wo der Nil entspringt, erreiche ich nach 5½ h
fahrt. Unterwegs fahre ich durch kleine Orte, die Leute grüssen. Ich stoppe um
in den kleinsten Läden etwas zum trinken zu kaufen, teile meine Znüni Guezli
mit den Kindern und übernehme beim Mittagessen spontan die Kosten des Einkaufes
einer alten Frau. Sie hat sich so sehr darüber gefreut, dass ich das bestimmt
wieder machen werde.
Beim Nile River Explorers
sitze ich, nach einer wohltuenden Dusche, mit einem Nil Bier in der Hand auf
der Terrasse des Restaurants und geniesse die Stimmung um den Sonnenuntergang
über dem Nil.
Heute 10.12.13, ich hab ein Ruhetag,
soll ein anderer Radtourist hier ankommen und anscheinend denselben Routenplan
wie ich haben. Ich freu mich darauf.
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