Samstag, 28. Dezember 2013

In rotem Staub gepudert 18.12. - 23.12.2013



Der Weg aus dem Murchison Fall NP führt mich durch die heisse Ebene im Ostafrikanischen Graben. Die Savannen Landschaft bietet den hier lebenden Einwohner wenig Anbaumöglichkeiten und so leben viele, vom Fischfang aus dem Lake Albert und von Maniok. Sie wohnen in kleinen Rundhütten in ihren Gemeinschaften, verbunden durch teils sandige Naturstrassen, gerade breit genug für ein Auto. Ich fühle mich in den Südosten vom Senegal zurückversetzt. Die Leute sind zu Fuss oder mit dem Fahrrad unterwegs, den Autos begegne ich erst wieder, als ich die Hauptverbindungsstrasse erreiche.
Von nun an, werde ich regelmässig in Staubwolken gehüllt und arbeite mich auf der holprigen Strasse Richtung Biso vor. Landschaftlich nicht sehr vielseitig, da das Grasland links der Strasse abgebrannt wurde. Hin und wieder kreuzen Baboon’s die Strasse. Wenn ich stoppe um ein Foto zu machen sind sie schnell verschwunden, fahre ich jedoch weiter, bleiben sie stehen um mich zu beobachten. 15 Km vor Biso steigt die Strasse die Klippe hoch, eine sehr schweisstreibende Strecke in der heissen Nachmittagssonne.


Nach 75Km und 5,5h fahrt, erreiche ich Biso und quartiere mich ins einzige Hotel ein. Für 8 Fr. gibt’s ein Einzelzimmer, WC und Dusche draussen. Beim Spaziergang durchs Dorf werde ich einmal mehr mit der hiesigen Armut konfrontiert. Die meisten Kinder sind barfuss und tragen alte kaputte Kleider. Aufgeblasene Bäuche zeugen von einseitiger Ernährung. Letzteres jedoch, kann ich wenig verstehen, denn Uganda hat ein hervorragendes Klima um Gemüse anzupflanzen. Auf dem Markt werden Berge von Tomaten, Peperoni, Auberginen, Bohnen, Karotten usw. verkauft und trotzdem ist das traditionelle Essen, Maisbrei (Posho), Kochbananenmus (Matoke), Süskartoffeln und Reis, dass zusammen mit einer Sauce, entweder weisse Bohnen, Erdnusssauce, oder Fleischsauce serviert wird. Einmal mehr fehlt die Bildung um zu wissen was gut für einen ist.

Hoima, ist mein nächstes Ziel. Hier kann ich bei einer Engländerin, die für Unicef arbeitet, unterkommen. Ich hatte sie in Masindi kennengelernt und wurde herzlich eingeladen. Thelma arbeitet seid 18 Monaten als Mentor auf einem Primarlehrer College und hat viel zu erzählen. Die Schulleitung mit welcher sie zusammenarbeitet sei sehr anstrengend und faul. Es braucht unglaublich viel Geduld, Hartnäckigkeit und diplomatisches Geschick um Veränderung zu erzielen. Je höher hier jemand positioniert ist, desto weniger wollen sie arbeiten. Neues Unterrichtsmaterial wird manchmal geliefert, manchmal wandert das zur Verfügung gestellte Geld in die eigenen Taschen. Oder es bleibt im Hauptquartier liegen und verstaubt ungebraucht, weil die Lehrer nicht wissen wie damit zu arbeiten. Weil die Lohnzahlungen sich verzögern, oder gar ganz ausfallen, besteht auch kein Interesse, sich damit auseinander zu setzen, um es den lernwilligen Kindern weiter zu geben. Es ist eine ohnmächtige Situation, und es scheint, dass die wenigsten willig sind, etwas zu verbessern. Thelma‘s Engagement ist bewundernswert. Wir haben super gute Gespräche und eine tolle Zeit zusammen.

Meine Nächste Etappe führt in drei Tagen von Hoima nach Fort Portal. Die unbefestigte Strasse ist extrem Staubig, jedes mal wenn ein Fahrzeug an mir vorbeifährt, werde ich in rotem feinen Staub gehüllt bis meine Haut rot gepudert ist. So tue ich’s den Elefanten gleich, die sich zum Schutz vor der Sonne, mit Sand bestäuben.

Es ist eine hügelige, sehr anstrengende Strecke. Mit 35 Sachen geht’s den Hügel runter, um dann in 6-mal der Zeit und nur 6 Km/h die andere Seite hoch zu trampeln. Immer und immer wieder.  Wenn ich mal den Blick von der Strasse nehmen kann, sehe ich bewirtschaftetes Land, kleine Hütten, Bäume. Kaum werde ich von einem Kind entdeckt, rennen alle zur Strasse, schreien bye Muzungu, bye Muzungu und winken wild. Hie und da halte ich um mir ein flüssiges Glück zu gönnen, um Energie zu tanken. Obwohl ich Zuhause nie Coca-Cola trinke, hier lechze ich danach! Diese Werbung spricht mir aus dem Herzen.

Die erste Nacht verbringe ich in einem kleinen Ort namens Pachwa. Glücklicherweise, ist hier Markt heute, denn ich habe meine Flipflops unterwegs verloren und brauche Ersatz. Wieder einmal bin ich die einzige weisse und werde von allen Seiten begafft als ich durch den Markt laufe um ein Snack und ein paar Früchte zu kaufen. Das Gaffen ist nicht abwertend zu verstehen, denn die meisten können es kaum glauben, dass sich ein Muzungu in ihr Dorf verirrt hat und freuen sich extrem. Auch die Marktfrau von der ich neue Flipflops kaufe, ist völlig aus dem Häuschen als ich ihr das Geld gebe. Im Hotel findet eine vorweihnachtliche Veranstaltung statt. Playback Singer unterhalten das Dorf und ich werde als Ehrengast zuvorderst neben den Hotelbesitzer gesetzt. Die Darbietungen sind für unser künstlerisches Verständnis sehr amateurhaft, aber die Tanzeinlagen sind recht gut und den Zuschauern gefällt es sowieso.
Der zweite Tag ist noch anstrengender. Insgesamt sitze ich 7h im Sattel um die 80Km nach Kyenjojo zurückzulegen. Hier frage ich mich echt, warum ich mir das antue! Nachdem ich aber ein Preiswertes Zimmer und eine afrikanische Dusche gehabt habe, fühle ich mich schon wieder besser. Nach dem Essen, schliesse ich mich dem Volkssport, Fussball im Fernseher schauen an, bis mir die Augen zufallen und ich mich in mein Gemach zurückziehe.

In Kyenjojo komme ich wieder auf die Asphaltstrasse. Ich geniesse die Fahrt, kann mehr um mich herumschauen und muss bei den Abfahrten nicht wegen Schlaglöchern oder grossen Steinen abbremsen. Langsam komme ich ins Teeanbaugebiet. Links und rechts der Strasse sind die Hügel mit grünen, schön zurechtgestutzten Teeteppichen überdeckt. Schon am Mittag rolle ich in Fort Portal ein, hier plane ich Weihnachten zu verbringen, denn ich habe auch zwei Adressen für einen ersten Kontakt.
Die Pizza Anzeigetafel Eingang des Dorfes, wirkt wie ein Magnet auf mich und ich folge den Pfeilen bis ich vor einer Zwiebel-Schinken Pizza wieder zu mir komme. Ich rufe James, den Warmshowers Kontakt an. Da sein Zuhause aber 24Km ausserhalb der Stadt ist, setzte ich mich mit der zweiten Adresse in Verbindung und darf mich kurz darauf bei Liven, einem Belgier der hier schon 5 Jahre wohnt und arbeitet einquartieren. Die beiden kennen sich auch und ich habe das Gefühl, dass ich hier eine tolle Zeit verbringen werde.

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Tage der Abenteuer 11.12. - 17.12.2013



Ron heisst der erwähnte Radfahrer. Er ist seid 5 Monaten unterwegs, ist in Südafrika gestartet und plant durch jedes einzelne Land in Afrika zu fahren. Lou, eine Freundin ist gerade hergeflogen um ihn während 2 Wochen zu begleiten. Dafür ist Sie seid 25 Jahren erstmals wieder aufs Velo gestiegen und hat in den letzten Monaten hart Trainiert, um sich dieser Aufgabe zu stellen. Ich freue mich riesig schon nach so kurzer Zeit, einem Weggenossen begegnet zu sein, der auch noch in dieselbe Richtung wie ich fährt. Weil die beiden, mit dem Besitzer Jon, des Nile River Explorer Backpacker’s in Jinja bekannt sind, werden wir zum Nachtessen eingeladen und treffen dort auf weitere Freunde und Kayaker der Umgebung. Als wir mit Jon unsere Route besprechen, um einige lokale Tipps zu erhalten, offeriert er uns, das Rafting zu machen. Natürlich würden wir so ein Angebot nie ausschlagen und so raften wir tags drauf den Nil runter, bis zur Hairy Lemon Island wo die Velos auf uns warten. Ein absolut geniales Erlebnis und kein Vergleich zum Raften auf dem Vorderrhein...

Ich kann meinen Augen kaum glauben als wir mit dem Kanu auf die Hairy Lemon Insel übersetzen. Dieser Ort ist genau das, wovon Peter schon immer träumt. Paul hat auf dieser kleinen Insel mitten im Nil sein Zuhause und ein Backpacker aufgebaut. Weder Telefon- noch Internetverbindung ist verfügbar und verhindert so, ein kollektives in den Bildschirm starren. Es wird angeregt geplaudert, gespielt, gelacht. Alle essen gemeinsam zur selben Zeit, das gleiche Menu, wie eine grosse Familie. Hier treffe ich auf Matthew, der jeweils in der Sommersaison für Outdoor Interlaken fotografiert. Was für ein erfreulicher Zufall. Gerne würde ich hier noch einige Tage verbringen, aber wir haben die Weiterfahrt geplant und ich freue mich auch, auf Ron und Lou’s Gesellschaft unterwegs.

Wettertechnisch ist es bedeckt mit einigen Regentropfen bei 22°C als wir aufbrechen. Während der Nacht hatte es geregnet und die unbefestigte Strasse ist schmierig und nass. Nach 20Km erreichen wir die Teerstrasse, essen eine Chapati mit Rührei und geniessen das holperfreie Rollen für einige Km bis zur Abkürzung, welche uns wieder auf Naturstrasse führt. In den Dörfern werden wir mit lautem Kindergeschrei empfangen, winkend rufen sie uns „bye Musungu“ zu, was ursprünglich „weit her Reisender“ bedeutet, jetzt aber als Kosename für Weisse gebraucht wird. Gewissermassen stimmt das ja auch. In der Nachmittagssonne, türmen sich die Cumuluswolken zu schwarzen Fronten auf und wir entschliessen uns, in der Schule eines kleinen Dorfes, unser Nachtlager aufzuschlagen.

Ausgeruht starten wir in den nächsten grossen Tag. Bald erreichen wir wieder Asphalt und radeln 115Km bis zur Ziwa Rhino Sanctuary. Auch hier haben wir einen Kontakt durch Jon erhalten, was uns den Komfort einer schönen Loge mit Pool und fantastischem Essen inkl. Nashorntour für kein Geld ermöglicht. Nach diesem langen Tag, mit kühler Fahrt im Regen, ist dies ein Geschenk des Himmels. Nico der Sohn der Besitzer erzählt uns die Entstehungsgeschichte der Farm, welche auf 7000 Hektaren die letzten 13 weissen Nashörner in Uganda beherbergt. Die Tiere werden Tag und Nacht bewacht und so wissen wir, wo wir am morgen hinfahren müssen um sie zu besuchen. Darf ich vorstellen Mr. Obama

Weisse Nashörner ernähren sich ausschliesslich von Gras, 150 Km pro Tag fressen sie und ruhen während des mittags im Schatten. Eindrücklich wie sich diese Kolosse durch die Steppe mähen. Auch eindrücklich sind die Hörner der hiesigen Kühe…

Da Ron seine Reise in Richtung Sudan fortsetzt, trennen sich unsere Wege wieder. Ich bin super dankbar einen Artgenossen getroffen zu haben, wir haben eine tolle Zeit zusammen verbracht und ich hoffe, sie auf einer anderen Veloreise in Südafrika besuchen zu können. Vor Lou habe ich grossen Respekt, sie ist eine tolle Frau.
Meine Route führt weiter nach Masindi, wo ich mir ein Transport für in den Murchison Fall National Park organisiere. Das Velofahren ist da nicht erlaubt und so lasse ich mich von meinem Fahrer Achill, der hell begeistert mit meinem Velohelm auf, am Steuer mit mir plaudert, beim Camp am Absetzen. Dann mache ich eine Nil Bootsfahrt zum atemberaubenden Murchison Wasserfall. Unterwegs fahren wir an Unzähligen Hipos und Kroks vorbei. Ich bin begeistert, es hat sich echt gelohnt hierher zu kommen.



Weil mein 24h gültiger Eintritt endet, fahre ich ein paar Km aus dem NP raus und verbringe noch einen ruhigen Tag auf dem Camping einer wunderschönen Loge, mit Aussicht auf den Nil. Wasche meine Kleider, putze das Velo und schreibe diese Zeilen.


In dieser zweiten Woche habe ich mich wieder ins Radreisen eingewöhnt, es macht mir viel Spass unterwegs zu sein und bis auf einige Momente fühle ich mich wohl, alleine Unterwegs zu sein. Mein Appetit ist zurück, ich verdrücke wieder riesen Teller und allerlei Süssigkeiten, ohne schlechtes Gewissen.

Dienstag, 10. Dezember 2013

Zurück im Sattel 2.12. - 10.12.2013


Es ist 4h morgens, als ich aus dem Flugzeug steige und mir die feuchtwarme Afrikanische Luft in die Nase steigt. Hier bin ich also wieder, nach ein paar Monaten in der Schweiz. Die Vorfreude war enorm gross, aber jetzt gerade, fühle ich mich platt und leer. Der Abschied von Zuhause macht mir dieses mal zu schaffen, jetzt muss ich mich ans alleine sein gewöhnen. Obwohl richtig alleine bin ich eigentlich nie, aber halt nicht mehr mit Peter unterwegs. 


Die Zeit bis zum Morgenlicht, vertreibe ich mir mit dem zusammenbauen des Velos und packen der Taschen. Dann fahre ich zum ersten Guesthouse und beziehe um 8h morgens ein schön helles und genug grosses Einzelzimmer, um das Velo reinzustellen. Völlig erschöpft vom langen Flug und traurig, dass mein SMS an die Liebsten nicht versendet werden kann, schlafe ich ein. Am Nachmittag laufe ich eine Runde in Entebbe, ein für Afrikanische Verhältnisse, ruhiger und sauberer Ort, nur ein paar Km nördlich des Äquators gelegen. Die Leute sind zurückhaltend nett. Ich organisiere mir eine lokale Telefonkarte und freu mich enorm, einige Worte mit Peter wechseln zu können.

Tags darauf besuche ich den botanischen Garten, ich suche die Ruhe der Natur um Kraft zu tanken. Unterwegs bleibe ich beim Craft Shop hängen und rede 2h mit Marvin über unsere Leben und die Welt. Er hat zwar eine Ausbildung als Gastronom, findet aber seid 1 Jahr keine Arbeit. Nach einem Tag arbeiten in Kampala habe er  5000 Uganda Schillingverdient, was 2 CHF sind, nach Abzug der Fahrtkosten blieben ihm noch 3000 USH. Hier in Entebbe,  kann er bei der Tante wohnen, zur Arbeit laufen, Radio hören (es läuft bbc im Hintergrund) und im Gespräch mit den Touristen über die Tatsachen der Welt lernen. So kann er sich etwas Geld ersparen, welches er seiner verwitweten Mutter zur Schulunterstützung seiner kleineren Geschwister gibt. Er ist eigentlich zufrieden und dankbar darüber, dass er viel über die Welt erfahren kann, wünscht sich jedoch es wäre einfacher nach dem Studium, eine fair bezahlte Arbeitsstelle zu finden.
Ich schlendere durch den botanischen Garten, durch das legendäre Stück Regenwald wo der erste Tarzan Film gedreht wurde, liege im Gras, beobachte die Vögel und Affen. Schlussendlich stosse ich auf eine kleine Bar am Ufer des Viktoria Sees. Hier bleib ich nicht lange alleine. Kim erzählt mir von den Bäumen, von den Vogelarten, den Sesse Inseln, von wo er ursprünglich kommt. Er hat Tourismus studiert, für eine Weile als angestellter Guide gearbeitet, fühlte sich dann aber nicht fair bezahlt gegenüber den Ausgaben die die Touristen für die Touren machten. So entschloss er sich als Freelancer zu starten, sparte genug Geld um nach Amerika zu gehen und 2 Jahre zu studieren.  Er vertiefte sein Wissen zu den Traditionellen Heilpflanzen und unterrichtet in den Schulen darüber und über die Wichtigkeit der Natur Sorge zu tragen. Ein interessanter Mensch mit viel Hoffnung und Tatendrang.

Zurück beim Guesthouse findet die Geburtstagsparty der kleinen Tochter des Besitzers statt. Natürlich werde ich sogleich zur Party eingeladen und vollumfänglich versorgt. Willkommen zurück in Afrika, hier wird niemand je alleine sein…
Am Mittwoch treffe ich mich mit Kim zu einer Velotour in Entebbe und Umgebung. Schlussendlich landen wir wieder im botanischen Garten beim Tee und guten Gesprächen.

Es ist Zeit weiterzufahren. Am Donnerstag fahre ich die 50Km nach Kampala zum Red Chilli Backpacker, THE place to be. Mein Velo ist schwer, ich wird noch ein paar Tage Training benötigen, bis ich mehrere Tage, längere Strecken zurücklegen kann. Velo: 24 Kg, Gepäck ca. 36 Kg, Ich: 60 Kg macht 120 Kg das ich bewegen muss…
Die Strasse ist gut, Asphaltiert, aber es hat viel Verkehr, ich werde mit ungefilterten Abgasen zugepustet. Vor allem in der Hauptstadt herrscht das Chaos pur. Hier wiederum bin ich froh um mein Fahrrad, so kann ich mich zusammen mit den Motortaxis, den sogenannten Boda Boda’s, zwischen den Feststeckenden Autos hindurch schlängeln. Anhand der Karten vom Guidebook und durchs fragen der Boda Boda Fahrer finde ich den Weg auf Anhieb und erreiche den Backpacker am frühen Nachmittag. Dieser ist etwas Ausserhalb der Stadt in einem Ruhigen viertel gelegen.

Gerade rechtzeitig konnte ich mein Zelt aufstellen bevor sich der Himmel ergiesst. Es regnet weiter, teils heftig, bis zum morgen. Im Backpacker verbringe ich die meiste Zeit im Gespräch mit den verschiedensten Leuten über deren Erlebnisse und Vorhaben. Ich habe Internet und kann Skypen. Am Freitag fahre ich mit dem gratis Shuttle in die Stadt, schlendere durch die mit richtig afrikanischem Leben gefüllte Strassen bis zur Kathedrale und lasse mich mit Boda Boda zum Treffpunkt beim Einkaufszentrum zurückbringen. Dies war ein intensiver und anstrengender Tag, vielleicht auch, weil mich der Durchfall plagt. Dieser zwingt mich auch dazu noch einige Tage hier zu bleiben. So mache ich am Samstag nichts, chille im Chillis und erfahre von der Eröffnungsparty des Red Chilli Backpackers, welche am Abend stattfinden wird. (Der Backpacker hat erst vor 2 Monaten diesen neuen Standort bezogen) Musik, Essen und Trinken für alle um sonst.
Am Sonntag scheint die Sonne, ich kann waschen und montiere mein Rückspiegel am Lenkrad von links nach rechts um. Ein sehr wichtiger Bestandteil beim velofahren, ist es doch unerlässlich im Auge zu halten, was hinter einem vorgeht. Und hier in Uganda gilt Linksverkehr. Am Nachmittag besuche ich ein Musikfestival namens Blankets & Wine. Es scheint, dass sich hier die High Society von Kampala trifft. Ein zum beobachten interessantes gesehen und gesehen werden, eine andere Fassette von Afrika, vom reichen Afrika. Hauptact ist ein Weltbekannter Zimbabwer Oliver Mutokuze und div. andere lokale Artisten. Dieser Nachmittag hat mir viel Spass bereitet und Verdauungstechnisch geht es mir auch wieder gut.
Die 85Km von Kampala nach Jinja, die Stadt am Viktoriasee wo der Nil entspringt, erreiche ich nach 5½ h fahrt. Unterwegs fahre ich durch kleine Orte, die Leute grüssen. Ich stoppe um in den kleinsten Läden etwas zum trinken zu kaufen, teile meine Znüni Guezli mit den Kindern und übernehme beim Mittagessen spontan die Kosten des Einkaufes einer alten Frau. Sie hat sich so sehr darüber gefreut, dass ich das bestimmt wieder machen werde.
Beim Nile River Explorers sitze ich, nach einer wohltuenden Dusche, mit einem Nil Bier in der Hand auf der Terrasse des Restaurants und geniesse die Stimmung um den Sonnenuntergang über dem Nil.
Heute 10.12.13, ich hab ein Ruhetag, soll ein anderer Radtourist hier ankommen und anscheinend denselben Routenplan wie ich haben. Ich freu mich darauf.

Mittwoch, 6. März 2013

Carneval, Reisfelder, Jungel 09.02 – 20.02.2013


Noch so tief mit dem Senegal verbunden, aber auf der Strasse die das Land verlässt. Ein seltsames, ein bisschen wehmütiges Gefühl, aber trotzdem freuen wir uns auf  neue Abenteuer und vor allem auf den Carneval in Guinea-Bissau. Hier sprechen sie Portugiesisch oder Kreol, beides Sprachen von denen wir kein Wort sprechen können. Mal schauen wie wir uns da durchschlagen. Der Grenzübertritt verläuft problemlos, die Strasse bleibt gut befahrbar, verkehr hat es wenig. Nach den ersten Dörfern, wissen wir das Buon Dia, Guten Tag und Branco, weisser heisst. Ja so schnell geht’s mit Sprachen lernen. Die Leute leben in grösseren Steinhäusern für die ganze Familie, dass heisst inkl. Eltern und Grosseltern. Die Erde vor dem Haus ist flachgestampft, Mangobäumen spenden den hier so wichtigen Schatten für die Siesta am Mittag. Übrigens die Mangosaison beginnt in wenigen Tagen, Lecker. Freudig wird uns entgegen gewunken, wenn wir durch die Dörfer fahren. Wir erreichen die ersten Mangroven der grossen Bucht um Bissau und fahren über Europa gesponserte Brücken. Autos werden zur Kasse gebeten, wir mit den Velos, dürfen an der Zahlstation vorbeifahren.

Bissau, eine Hauptstadt die nicht den Eindruck einer Hauptstadt macht. Über die Av. de 14 November fahren wir umzingelt von Taxis und Minibussen Richtung Altstadt. Rechts befindet sich der grosse Mercado mit vielen Leuten, dann als wir, auf der Suchen nach einem zahlbaren Hotel, durch die heruntergekommenen Kolonialbauten fahren, ist parktisch kein Mensch mehr zu sehen. Die Innenstadt ist ausgestorben. Die Gelder zur Restaurierung der Häuser fehlen, das Leben spielt sich in den Aussenquartieren ab. Wir kommen am Mittag an und es ist verdammt heiss! Nach 6 Hotels finden wir einen guten Deal, Zimmer sogar mit Klimaanlage und eigener Dusche WC für 23.- die Nacht. Das hatten wir in noch keinem Hotel bis jetzt. Die kühle Dusche erweckt uns erneut ins Leben, dann werden die hungrigen Bäuche gefüllt. In einer coolen Bar-Restaurant lernen wir den Portugiesen Miguel kennen, er hat zusammen mit seinem Bruder ein Restaurant eine Strasse weiter. Von ihm erfahren wir, dass der Carneval morgen startet, dass diverse Ethnien aus dem Land mit traditionellem Tanz, Kostüm und Masken um den ersten Platz werben.

Später, beim umherschlendern treffen wir auf Phillipe den Franzosen. Eigentlich auch unvorstellbar in einer Hauptstadt, aber eben in Bissau schon… Am Abend schauen wir gemeinsam den Finale des Cup d`afrique, Burkina Faso gegen Nigeria. Nigeria gewinnt in einem spannenden Match. Dann essen wir auf dem Carnevalmarkt leckere Schweins Brochetten mit Pommes und trinken Kai Perinha.
Hier in Bissau müssen wir auch die Visas für Guinea holen. Was für eine Überraschung als wir in der Botschaft auf Banash die Iranerin stossen. (1.Mal in Rabat, 2.Mal in Agadir, 3.Mal in Dakhla getroffen) Von nun an sind wir zu 4t unterwegs. Der Carneval ist super interessant und schön zum schauen. Es hat nun viele Leute auf der Strasse, jedoch erstaunlich wenige verkleidet. Orange als Hauptsponsor ist an jeder Ecke präsent und verteilt Kartonmasken. Als Peter eine Artisten Gruppe am filmen ist, wird er von einem Polizisten mit Knebel angehalten und aufgefordert ihm die Kamera abzugeben, weil er keine Lizenz zum Fotografieren habe. Peter entgegnet ihm er sei am filmen und nicht am fotografieren und bleibt dabei. Natürlich wird das nicht akzeptiert, er muss mit zum Kommandant, wo sie Geld für die Bilder wollen. Es wird Geredet und gestikuliert, dann darf er weiter mit dem Versprechen keine Fotos mehr zu machen. Wir beginnen ein Versteckspiel mit den „Man in Blue“. Jeden Tag gehen wir zum Hafen um herauszufinden wann die Fähre über den Kanal de Geba geht, jeder sagt was anderes, und wir sollen später wieder kommen. Schlussendlich nehmen  wir alle vier die Fähre, und verabschieden uns von Banash die danach per Transport weitergeht. Phillipe sagt uns bei der Kreuzung tschüss auf ein anderes Mal, er geht zu den Inseln und wir möchten nach Jemberem in einen Nationalpark wo es Schimpansen gibt.

Wir sind wieder of the beaten track unterwegs auf schlechten Pisten, dafür durch Dörfer die nicht viele weisse auf Velos gesehen haben und staunend an der Strasse winken. Zwei mal müssen wir einen Fluss überqueren, unsere Velos werden in die Pirogen (Einbaum Kanu) geladen und wir werden rüber gepaddelt. Dann folgen Reisfelder ohne richtigen Weg. Wir balancieren unser Gefährt über die 30 cm breiten Ränder der trockenen Reisfelder, die Sonne brennt auf uns nieder. Im Dorf angekommen finden wir heraus, dass dies nicht Jemberem ist und dass noch eine Fluss Überquerung und Reisfeldwanderung vor uns liegt. Etwas demotiviert und erschöpft geht’s ohne Pause weiter. Dies sind die Momente wo immer der andere Schuld hat wenn etwas nicht ganz klappt…

In Jemberem führt uns Saidou, ein Guide durch den hiesigen Regenwald, zeigt uns diverse Baumarten, Heilpflanzen und Essbare wilde Früchte. Natürlich immer auf der Ausschau nach den Schimps. Wir hören sie mitteinaner reden, schleichen uns durch die Büsche aber können sie nicht ausfinden. Leider haben wir kein Glück und auch am zweiten Tag lassen sie sich nicht blicken. Dafür haben wir viel von Saidou gelernt, mit einem Fernsehteam Znacht gegessen und mit andern interessanten Leuten geredet. Guinea-Bissau ist nur 160 Km hoch, so kommen wir der Grenze zu Guinea immer näher, wir haben uns einen kleinen Grenzübergang abseits vom Verkehr ausgesucht, fahren teils durch Regenwald, teils durch Gärten mit Maniok, Kartoffeln, Cashew, Mango, Erdnüsse, immer wieder ein kleiner Fluss über welchen wacklige Holzbrücken führen. Es geht vermehrt hoch und runter. Wir sind einen Tag zu früh bei der Grenze, entschliessen den Übertritt zu versuchen und sonst halt bei den Grenzbeamten zu nächtigen. Der Militärtyp bei der Grenze von Guinea lässt uns seine Autorität spüren, kann aber nicht einmal lesen und schreiben, ihm fällt nicht auf, dass das Visum erst ab morgen gültig ist. Peter amüsiert sich als er dem Soldaten seinen Namen vorlesen muss und dabei über dessen Schulter sehen kann, was dieser aufschreibt. (Die S verkehrt rum) Sie versuchen uns noch etwas Geld für die Administration abzuknüpfen, stossen bei uns jedoch auf kein Gehör. Bevor wir weiterfahren, wollen aber alle noch ein Foto mit uns machen…