Der Weg aus dem Murchison Fall NP führt mich durch die
heisse Ebene im Ostafrikanischen Graben. Die Savannen Landschaft bietet den
hier lebenden Einwohner wenig Anbaumöglichkeiten und so leben viele, vom
Fischfang aus dem Lake Albert und von Maniok. Sie wohnen in kleinen Rundhütten
in ihren Gemeinschaften, verbunden durch teils sandige Naturstrassen, gerade
breit genug für ein Auto. Ich fühle mich in den Südosten vom Senegal
zurückversetzt. Die Leute sind zu Fuss oder mit dem Fahrrad unterwegs, den Autos
begegne ich erst wieder, als ich die Hauptverbindungsstrasse erreiche.
Von nun
an, werde ich regelmässig in Staubwolken gehüllt und arbeite mich auf der
holprigen Strasse Richtung Biso vor. Landschaftlich nicht sehr vielseitig, da
das Grasland links der Strasse abgebrannt wurde. Hin und wieder kreuzen
Baboon’s die Strasse. Wenn ich stoppe um ein Foto zu machen sind sie schnell
verschwunden, fahre ich jedoch weiter, bleiben sie stehen um mich zu
beobachten. 15 Km vor Biso steigt die Strasse die Klippe hoch, eine sehr
schweisstreibende Strecke in der heissen Nachmittagssonne.
Nach 75Km und 5,5h fahrt, erreiche ich Biso und quartiere
mich ins einzige Hotel ein. Für 8 Fr. gibt’s ein Einzelzimmer, WC und Dusche
draussen. Beim Spaziergang durchs Dorf werde ich einmal mehr mit der hiesigen
Armut konfrontiert. Die meisten Kinder sind barfuss und tragen alte kaputte
Kleider. Aufgeblasene Bäuche zeugen von einseitiger Ernährung. Letzteres jedoch,
kann ich wenig verstehen, denn Uganda hat ein hervorragendes Klima um Gemüse
anzupflanzen. Auf dem Markt werden Berge von Tomaten, Peperoni, Auberginen,
Bohnen, Karotten usw. verkauft und trotzdem ist das traditionelle Essen, Maisbrei
(Posho), Kochbananenmus (Matoke), Süskartoffeln und Reis, dass zusammen mit
einer Sauce, entweder weisse Bohnen, Erdnusssauce, oder Fleischsauce serviert
wird. Einmal mehr fehlt die Bildung um zu wissen was gut für einen ist.
Hoima, ist mein nächstes Ziel. Hier kann ich bei einer
Engländerin, die für Unicef arbeitet, unterkommen. Ich hatte sie in Masindi
kennengelernt und wurde herzlich eingeladen. Thelma arbeitet seid 18 Monaten
als Mentor auf einem Primarlehrer College und hat viel zu erzählen. Die
Schulleitung mit welcher sie zusammenarbeitet sei sehr anstrengend und faul. Es
braucht unglaublich viel Geduld, Hartnäckigkeit und diplomatisches Geschick um
Veränderung zu erzielen. Je höher hier jemand positioniert ist, desto weniger
wollen sie arbeiten. Neues Unterrichtsmaterial wird manchmal geliefert,
manchmal wandert das zur Verfügung gestellte Geld in die eigenen Taschen. Oder
es bleibt im Hauptquartier liegen und verstaubt ungebraucht, weil die Lehrer
nicht wissen wie damit zu arbeiten. Weil die Lohnzahlungen sich verzögern, oder
gar ganz ausfallen, besteht auch kein Interesse, sich damit auseinander zu
setzen, um es den lernwilligen Kindern weiter zu geben. Es ist eine ohnmächtige
Situation, und es scheint, dass die wenigsten willig sind, etwas zu verbessern.
Thelma‘s Engagement ist bewundernswert. Wir haben super gute Gespräche und eine
tolle Zeit zusammen.
Meine Nächste Etappe führt in drei Tagen von Hoima nach Fort
Portal. Die unbefestigte Strasse ist extrem Staubig, jedes mal wenn ein
Fahrzeug an mir vorbeifährt, werde ich in rotem feinen Staub gehüllt bis meine
Haut rot gepudert ist. So tue ich’s den Elefanten gleich, die sich zum Schutz
vor der Sonne, mit Sand bestäuben.
Es ist eine hügelige, sehr anstrengende Strecke. Mit 35
Sachen geht’s den Hügel runter, um dann in 6-mal der Zeit und nur 6 Km/h die
andere Seite hoch zu trampeln. Immer und immer wieder. Wenn ich mal den Blick von der Strasse nehmen
kann, sehe ich bewirtschaftetes Land, kleine Hütten, Bäume. Kaum werde ich von
einem Kind entdeckt, rennen alle zur Strasse, schreien bye Muzungu, bye Muzungu
und winken wild. Hie und da halte ich um mir ein flüssiges Glück zu gönnen, um
Energie zu tanken. Obwohl ich Zuhause nie Coca-Cola trinke, hier lechze ich
danach! Diese Werbung spricht mir aus dem Herzen.
Die erste Nacht verbringe ich in einem kleinen Ort namens
Pachwa. Glücklicherweise, ist hier Markt heute, denn ich habe meine Flipflops
unterwegs verloren und brauche Ersatz. Wieder einmal bin ich die einzige weisse
und werde von allen Seiten begafft als ich durch den Markt laufe um ein Snack
und ein paar Früchte zu kaufen. Das Gaffen ist nicht abwertend zu verstehen,
denn die meisten können es kaum glauben, dass sich ein Muzungu in ihr Dorf
verirrt hat und freuen sich extrem. Auch die Marktfrau von der ich neue
Flipflops kaufe, ist völlig aus dem Häuschen als ich ihr das Geld gebe. Im
Hotel findet eine vorweihnachtliche Veranstaltung statt. Playback Singer
unterhalten das Dorf und ich werde als Ehrengast zuvorderst neben den
Hotelbesitzer gesetzt. Die Darbietungen sind für unser künstlerisches
Verständnis sehr amateurhaft, aber die Tanzeinlagen sind recht gut und den
Zuschauern gefällt es sowieso.
Der zweite Tag ist noch anstrengender. Insgesamt sitze ich 7h
im Sattel um die 80Km nach Kyenjojo zurückzulegen. Hier frage ich mich echt,
warum ich mir das antue! Nachdem ich aber ein Preiswertes Zimmer und eine
afrikanische Dusche gehabt habe, fühle ich mich schon wieder besser. Nach dem
Essen, schliesse ich mich dem Volkssport, Fussball im Fernseher schauen an, bis
mir die Augen zufallen und ich mich in mein Gemach zurückziehe.
In Kyenjojo komme ich wieder auf die Asphaltstrasse. Ich
geniesse die Fahrt, kann mehr um mich herumschauen und muss bei den Abfahrten
nicht wegen Schlaglöchern oder grossen Steinen abbremsen. Langsam komme ich ins
Teeanbaugebiet. Links und rechts der Strasse sind die Hügel mit grünen, schön
zurechtgestutzten Teeteppichen überdeckt. Schon am Mittag rolle ich in Fort Portal
ein, hier plane ich Weihnachten zu verbringen, denn ich habe auch zwei Adressen
für einen ersten Kontakt.
Die Pizza Anzeigetafel Eingang des Dorfes, wirkt wie ein
Magnet auf mich und ich folge den Pfeilen bis ich vor einer Zwiebel-Schinken
Pizza wieder zu mir komme. Ich rufe James, den Warmshowers Kontakt an. Da sein
Zuhause aber 24Km ausserhalb der Stadt ist, setzte ich mich mit der zweiten
Adresse in Verbindung und darf mich kurz darauf bei Liven, einem Belgier der
hier schon 5 Jahre wohnt und arbeitet einquartieren. Die beiden kennen sich
auch und ich habe das Gefühl, dass ich hier eine tolle Zeit verbringen werde.
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