Mittwoch, 6. März 2013

Carneval, Reisfelder, Jungel 09.02 – 20.02.2013


Noch so tief mit dem Senegal verbunden, aber auf der Strasse die das Land verlässt. Ein seltsames, ein bisschen wehmütiges Gefühl, aber trotzdem freuen wir uns auf  neue Abenteuer und vor allem auf den Carneval in Guinea-Bissau. Hier sprechen sie Portugiesisch oder Kreol, beides Sprachen von denen wir kein Wort sprechen können. Mal schauen wie wir uns da durchschlagen. Der Grenzübertritt verläuft problemlos, die Strasse bleibt gut befahrbar, verkehr hat es wenig. Nach den ersten Dörfern, wissen wir das Buon Dia, Guten Tag und Branco, weisser heisst. Ja so schnell geht’s mit Sprachen lernen. Die Leute leben in grösseren Steinhäusern für die ganze Familie, dass heisst inkl. Eltern und Grosseltern. Die Erde vor dem Haus ist flachgestampft, Mangobäumen spenden den hier so wichtigen Schatten für die Siesta am Mittag. Übrigens die Mangosaison beginnt in wenigen Tagen, Lecker. Freudig wird uns entgegen gewunken, wenn wir durch die Dörfer fahren. Wir erreichen die ersten Mangroven der grossen Bucht um Bissau und fahren über Europa gesponserte Brücken. Autos werden zur Kasse gebeten, wir mit den Velos, dürfen an der Zahlstation vorbeifahren.

Bissau, eine Hauptstadt die nicht den Eindruck einer Hauptstadt macht. Über die Av. de 14 November fahren wir umzingelt von Taxis und Minibussen Richtung Altstadt. Rechts befindet sich der grosse Mercado mit vielen Leuten, dann als wir, auf der Suchen nach einem zahlbaren Hotel, durch die heruntergekommenen Kolonialbauten fahren, ist parktisch kein Mensch mehr zu sehen. Die Innenstadt ist ausgestorben. Die Gelder zur Restaurierung der Häuser fehlen, das Leben spielt sich in den Aussenquartieren ab. Wir kommen am Mittag an und es ist verdammt heiss! Nach 6 Hotels finden wir einen guten Deal, Zimmer sogar mit Klimaanlage und eigener Dusche WC für 23.- die Nacht. Das hatten wir in noch keinem Hotel bis jetzt. Die kühle Dusche erweckt uns erneut ins Leben, dann werden die hungrigen Bäuche gefüllt. In einer coolen Bar-Restaurant lernen wir den Portugiesen Miguel kennen, er hat zusammen mit seinem Bruder ein Restaurant eine Strasse weiter. Von ihm erfahren wir, dass der Carneval morgen startet, dass diverse Ethnien aus dem Land mit traditionellem Tanz, Kostüm und Masken um den ersten Platz werben.

Später, beim umherschlendern treffen wir auf Phillipe den Franzosen. Eigentlich auch unvorstellbar in einer Hauptstadt, aber eben in Bissau schon… Am Abend schauen wir gemeinsam den Finale des Cup d`afrique, Burkina Faso gegen Nigeria. Nigeria gewinnt in einem spannenden Match. Dann essen wir auf dem Carnevalmarkt leckere Schweins Brochetten mit Pommes und trinken Kai Perinha.
Hier in Bissau müssen wir auch die Visas für Guinea holen. Was für eine Überraschung als wir in der Botschaft auf Banash die Iranerin stossen. (1.Mal in Rabat, 2.Mal in Agadir, 3.Mal in Dakhla getroffen) Von nun an sind wir zu 4t unterwegs. Der Carneval ist super interessant und schön zum schauen. Es hat nun viele Leute auf der Strasse, jedoch erstaunlich wenige verkleidet. Orange als Hauptsponsor ist an jeder Ecke präsent und verteilt Kartonmasken. Als Peter eine Artisten Gruppe am filmen ist, wird er von einem Polizisten mit Knebel angehalten und aufgefordert ihm die Kamera abzugeben, weil er keine Lizenz zum Fotografieren habe. Peter entgegnet ihm er sei am filmen und nicht am fotografieren und bleibt dabei. Natürlich wird das nicht akzeptiert, er muss mit zum Kommandant, wo sie Geld für die Bilder wollen. Es wird Geredet und gestikuliert, dann darf er weiter mit dem Versprechen keine Fotos mehr zu machen. Wir beginnen ein Versteckspiel mit den „Man in Blue“. Jeden Tag gehen wir zum Hafen um herauszufinden wann die Fähre über den Kanal de Geba geht, jeder sagt was anderes, und wir sollen später wieder kommen. Schlussendlich nehmen  wir alle vier die Fähre, und verabschieden uns von Banash die danach per Transport weitergeht. Phillipe sagt uns bei der Kreuzung tschüss auf ein anderes Mal, er geht zu den Inseln und wir möchten nach Jemberem in einen Nationalpark wo es Schimpansen gibt.

Wir sind wieder of the beaten track unterwegs auf schlechten Pisten, dafür durch Dörfer die nicht viele weisse auf Velos gesehen haben und staunend an der Strasse winken. Zwei mal müssen wir einen Fluss überqueren, unsere Velos werden in die Pirogen (Einbaum Kanu) geladen und wir werden rüber gepaddelt. Dann folgen Reisfelder ohne richtigen Weg. Wir balancieren unser Gefährt über die 30 cm breiten Ränder der trockenen Reisfelder, die Sonne brennt auf uns nieder. Im Dorf angekommen finden wir heraus, dass dies nicht Jemberem ist und dass noch eine Fluss Überquerung und Reisfeldwanderung vor uns liegt. Etwas demotiviert und erschöpft geht’s ohne Pause weiter. Dies sind die Momente wo immer der andere Schuld hat wenn etwas nicht ganz klappt…

In Jemberem führt uns Saidou, ein Guide durch den hiesigen Regenwald, zeigt uns diverse Baumarten, Heilpflanzen und Essbare wilde Früchte. Natürlich immer auf der Ausschau nach den Schimps. Wir hören sie mitteinaner reden, schleichen uns durch die Büsche aber können sie nicht ausfinden. Leider haben wir kein Glück und auch am zweiten Tag lassen sie sich nicht blicken. Dafür haben wir viel von Saidou gelernt, mit einem Fernsehteam Znacht gegessen und mit andern interessanten Leuten geredet. Guinea-Bissau ist nur 160 Km hoch, so kommen wir der Grenze zu Guinea immer näher, wir haben uns einen kleinen Grenzübergang abseits vom Verkehr ausgesucht, fahren teils durch Regenwald, teils durch Gärten mit Maniok, Kartoffeln, Cashew, Mango, Erdnüsse, immer wieder ein kleiner Fluss über welchen wacklige Holzbrücken führen. Es geht vermehrt hoch und runter. Wir sind einen Tag zu früh bei der Grenze, entschliessen den Übertritt zu versuchen und sonst halt bei den Grenzbeamten zu nächtigen. Der Militärtyp bei der Grenze von Guinea lässt uns seine Autorität spüren, kann aber nicht einmal lesen und schreiben, ihm fällt nicht auf, dass das Visum erst ab morgen gültig ist. Peter amüsiert sich als er dem Soldaten seinen Namen vorlesen muss und dabei über dessen Schulter sehen kann, was dieser aufschreibt. (Die S verkehrt rum) Sie versuchen uns noch etwas Geld für die Administration abzuknüpfen, stossen bei uns jedoch auf kein Gehör. Bevor wir weiterfahren, wollen aber alle noch ein Foto mit uns machen…

Velopause in der Casamence 12.01 – 08.02.2013


Als wir bei der Boutique von Ami ankommen, werden wir so herzlich Empfangen als hätten wir uns schon gekannt. Marie, eine Schwester die auch da arbeitet bringt uns zum Haus und wir können eine Dusche nehmen und uns entspannen. Zuhause warten die Haushälterin Laila und die Kinder, Yasin (8 J), Tesu (11 J), Mamarie  (17 J) und Omar (22 J).
Im Vergleich zu den Häusern die wir entlang der Strasse gesehen hatten, ist das Haus der Tambas eine Villa. Von einer Mauer umgeben, ist der Innenhof geplättet, für die Kinder steht eine grosse Schaukel, die auch von den Nachbarskindern rege geschaukelt wird. Eingang, dann Esszimmer mit Kühlschrank und Fernseher, rechts die Küche mit Waschbecken, gekocht wird auf der Gasflasche die am Boden steht. Sie haben 4 Schlafzimmer und ein kitschig eingerichteter Salon wo sie Gäste empfangen. Ein WC-Dusche beim Elternschlafzimmer, die Kinder haben draussen ein Plumpsklo und Dusche. Bis jetzt sind die Wände noch Rohbeton, nicht gestrichen, im Esszimmer wurden Übergangsweise Tapeten hin geklebt. Schritt für Schritt wird am Haus gearbeitet, als nächstes soll die Fassade geplättet werden, dies ist die sauberste Lösung während der Regensaison. Und ein zweiter Stock ist auch in Planung, all das erzählt uns Manga, Amis Mann als wir nach dem Nachtessen draussen sitzen, Tee trinken und Fern schauen. Er ist Pädagoge und bildet Lehrer aus. Beide sind auch in der Politik sehr engagiert und daher immer unterwegs an Zusammenkünften, Debatten, Kundgebungen.

Wir sind schnell in der Familie aufgenommen und fühlen uns wie zuhause. Ami schaut, dass es uns nicht langweilig wird. Schon am ersten Tag sind wir auf eine Hochzeit eingeladen. Auch wenn wir niemanden kennen, alle sind hell Begeistert über unseren Besuch, und noch erfreuter, als Conny ihr bestes auf der Tanzfläche gibt. Zum Glück ist sie Weiss, so hat sie eine Entschuldigung dafür, dass sie ihr Füdli nicht so gut bewegen kann wie die anderen Frauen. Es sind sicher 100 Gäste, hinten im Garten wir für alle gekocht, immer wieder kommen Mädels vorbei und schenken selbst gemachte Getränke aus. (Cola und Co. sind zu teuer) Eine Wahnsinns Organisation, die ganze drei Tage dauert.

An anderen Tagen besuchen wir Ami in der Boutique, spazieren durch den Markt, ruhen uns aus. Die Zeit vergeht schnell. Vor allem für Conny, sie findet überall einen Schwatz und die Senegalesen lieben einen Schwatz, für Peter hingegen der noch immer kein französisch spricht, ist es manchmal etwas langweilig. Jedenfalls bis wir bei der Tanz und Perkussionsschule, Djembe Unterricht nehmen. Brigel unser Lehrer ist sehr streng und wir müssen den Tackt perfekt schlagen, was gar nicht so einfach ist, vor allem 5-10 min lang ohne Pause. Wir spielen die Begleitung und er macht immer wieder Solos dazwischen. Ebenfalls als Hauptbegleitung Abdu am Bongolong, und 2Pack am Gengeng. Es macht riesig viel Spass.

Wieder eine Überraschung, Ousmane hat telefoniert und Ami für uns ein Interview im Radio organisiert. Wir sollen über unsere bisherige Reise und natürlich vor allem über den Teil in Senegal erzählen.  Als währe das nicht genug, sollen wir uns einen Stoff in der Boutique aussuchen um vom Schneider für Conny ein Traditionelles Bubu und für Peter eine Hose anfertigen zu lassen. Wir sind überwältigt von dieser Grosszügigkeit und wollen uns anständig Bedanken, auch für all das Essen, dass wir bekommen. Die Gelegenheit ergibt sich, als Conny einen Kuchen für Yasins 8ten Geburtstag backen will. Sie haben keinen Backofen. Kurzentschlossen ist das unser Geschenk zum Dank. Mit Ami gehen wir ihn aussuchen, kaufen den Gasanschluss und Schlauch und natürlich die Zutaten für den Kuchen.

Omar, der 22 jährige Sohn nimmt uns mit zu seinen Freunden Tee trinken. Am Abend gehen wir mit ihm und Didier alias DJ Buz ein Bier trinken. Didier arbeitet teils auch beim Radio und lädt uns in seine Sendung ein um wiederum von unserem Abenteuer zu berichten. Mittlerweilen sind wir in ganz Ziguinchor bekannt.

Ach ja die Geburtstagsparty, der Schoggo-Kokos Kuchen ist geglückt, gegen 17h trudeln alle Kinder aus der Nachbarschaft ein. Die Stereoanlage wurde nach draussen verschoben, alle tanzen, dann wird Happy Birthday gesungen, die Kinder bekommen etwas zu essen und zu trinken, aber keinen Kuchen. (Zum Glück, der währe viel zu klein gewesen) Dann gegen 20h müssen alle wieder nach Hause und die Familie isst gemeinsam, auch den Kuchen, er ist vorzüglich.

Nach 9 Tagen verabschieden wir uns auf ein baldiges Wiedersehen. Wir fahren an die Küste, nach Diemberin wo wir einige Tage Strandferien machen wollen. Die 80 Km radeln wir locker  in einem Tag, sind ja nun ausgeruht. Im sandigen Diemberin erwartet uns aber ein anstrengendes ziehen und stossen bis zu Edys Camp. Die Mühe hat sich aber gelohnt, nur 100m vom Strand entfernt beziehen wir unser Bungalow und trinken ein wohlverdientes Bier in der Strandbar mit Blick auf den Sonnenuntergang. Edy ist ein irrer irre und hat hier sein Paradies gefunden und aufgebaut. Der erste Abend wird lang und feuchtfröhlich, die Unterhaltung auf englisch macht Peter sichtlich spass.

Ja was gibt es viel zu erzählen über Strandferien, ausschlafen, baden, sonnen, baden, essen, baden, Mittagsschlaf, baden, Strandspaziergang, baden, 1. Bier, 2. Bier, 3. Bier, irgendwann hören wir auf zu zählen. Die Gegend ist sehr ruhig, wir sind die einzigen Gäste auf dem Camp mit den Reisfeldern zwischen den Bungalows. Elektrizität hat es noch keine, Edy sucht noch nach der richtigen und finanzierbaren ökologischen Lösung. Aber mit den Kerzen ist es auch sehr romantisch. An den Abenden kommen Junge aus dem Dorf, jeder nimmt sich ein Instrument, dann startet der Jam. Anfangs noch etwas aus dem Rhythmus, später springen die Vibes über und alle machen mit. Mann versteht sich ohne Worte, die Zeit bleibt stehen. Hier lernen wir den Palmwein kennen, Edy liebt ihn den sogenannten Bunuk, für uns noch etwas Gewöhnungsbedürftig, aber das soll allen so gehen. Er schmeckt ein bisschen wie Sieder, am ersten Tag kaum alkoholhaltig, am zweiten etwa wie Bier, nach dem dritten nicht mehr geniessbar.

Abas ist Edys Seelenbruder und kennt sich im Garten sehr gut aus, er hat ihm auch beim Aufbau der Bungalows geholfen. Angelo, der junge starke hilft überall wo er kann und hält die Stellung hinter der Bar. Tagsüber ist Seinabou zuständig für ein feines essen und um die Hütten sauber  zu machen. Eines Nachmittags als Conny im Garten die Blumen bewundert, wird sie durch 2 ziemlich grosse schwarze Cobras, nur 5 m weg erschreckt. Oder eher umgekehrt?  Die eine steht kurz auf, dann schwubs di wubs verschwinden sie unter dem grossen Bungalow. Von nun an laufen wir etwas vorsichtiger durch den Garten, hoffen aber insgeheim sie noch einmal zu sehen. Ist nichts draus geworden.

Nach einer Woche nichts machen, wollen wir das nahegelegene Touristenoertchen Cap Skiring besuchen. Wir quetschen uns zu 3 anderen ins Fiat Uno Taxi und holpern über die Piste. Beim Cap werden wir sogleich von Leuten umzingelt, die uns mit allem helfen wollen dass wir suchen! Klar doch, aber die brauchen wir nicht. Wir laufen kurz durch die Souvenirstände, wobei jeder zweite die gleichen Holzschnitzereien, Batik Tücher und Ketten im Angebot hat. Schoene Sachen, aber nichts für unsere Sackoschen. Dann spazieren wir zum Meer runter, dem Strand entlang beim Club Med vorbei und setzen uns in die Bar eines der schicken Hotels um ein Bier zu trinken. Dann treten wir die Rückreise in unsere Welt nach Diembering an.

Die zwei Wochen sind im Flug vorbei, wir würden es hier auch noch länger aushalten, aber wir haben ja noch anderes vor…
Zum Abschied schenkt uns Edy einen 10Kg Sack Reis aus seinem Garten, wir sollen den für die Familie in Ziguinchor mitnehmen. Gut gesagt wenn man nicht selber trampen muss! Beim ausfahren aus Diembering kommt uns Philippe ein Franzose auf seinem Tourenrad entgegen. Wir schicken ihn zu Edys Camp und verabreden uns mit ihm, in ein paar Tagen, wenn er nach Ziguinchor zurück kommt. Beiläufig erwähnt er, dass er danach zum Carneval in Bissau fahren wird.

Diese Begegnung lässt uns, unsere Routenpläne ändern. Anstelle durch The Gambia zu fahren, geht’s ab in den Süden. In Ziguinchor werden wir wieder freudig empfangen. Wir erzählen von den schönen Tagen am Meer, hier läuft alles wie gewohnt. Es ist Samstagabend und wir gehen mit Omar und seinen Freunden aus tanzen, Rotwein aus dem Tetrapack fliesst in Litern, die Nacht wird lang und der Sonntag ruhig. Wir schauen die matches vom Cup d`afrique. Die nächsten Tage geht Peter Djembe spielen, Conny arbeitet am Blog und bearbeitet Fotos. Natürlich backen wir wieder Kuchen. Überraschenderweise kommt Marion, auch eine Schweizer Freundin von Ousmane, am Mittwoch an. Sie besucht die Familie schon seid 4 Jahren jeweils für 1-2 Monate und wir haben schon viel von ihr gehört. Eine exzellente Djembespielerin, wir sind beeindruckt. Auch Philippe treffen wir wieder und erzählen ihm von unseren Plan Änderungen. Da er 2 Tage vor uns losfahren wird, werden wir ihn in Bissau wiedersehen. Und schon ist wieder zeit zum Abschied nehmen, dicke Tränen rollen über Ami`s Wangen, dass macht das Ganze nicht einfacher. Omar begleitet uns noch 5 Km auf seinem Velo und dann geht’s nicht mehr weit bis zur Grenze Guinea-Bissau. Was für einen fantastischen Monat den wir mit fantastischen Leuten in der Casamence verbringen durften. Genau dafür sind wir auf reisen, am Puls des Lebens.