Als wir bei der Boutique von Ami ankommen, werden wir
so herzlich Empfangen als hätten wir uns schon gekannt. Marie, eine Schwester
die auch da arbeitet bringt uns zum Haus und wir können eine Dusche nehmen und
uns entspannen. Zuhause warten die Haushälterin Laila und die Kinder, Yasin (8
J), Tesu (11 J), Mamarie (17 J) und Omar
(22 J).
Im Vergleich zu den Häusern die wir entlang der
Strasse gesehen hatten, ist das Haus der Tambas eine Villa. Von einer Mauer umgeben,
ist der Innenhof geplättet, für die Kinder steht eine grosse Schaukel, die auch
von den Nachbarskindern rege geschaukelt wird. Eingang, dann Esszimmer mit Kühlschrank
und Fernseher, rechts die Küche mit Waschbecken, gekocht wird auf der
Gasflasche die am Boden steht. Sie haben 4 Schlafzimmer und ein kitschig
eingerichteter Salon wo sie Gäste empfangen. Ein WC-Dusche beim
Elternschlafzimmer, die Kinder haben draussen ein Plumpsklo und Dusche. Bis
jetzt sind die Wände noch Rohbeton, nicht gestrichen, im Esszimmer wurden Übergangsweise
Tapeten hin geklebt. Schritt für Schritt wird am Haus gearbeitet, als nächstes
soll die Fassade geplättet werden, dies ist die sauberste Lösung während der
Regensaison. Und ein zweiter Stock ist auch in Planung, all das erzählt uns
Manga, Amis Mann als wir nach dem Nachtessen draussen sitzen, Tee trinken und
Fern schauen. Er ist Pädagoge und bildet Lehrer aus. Beide sind auch in der
Politik sehr engagiert und daher immer unterwegs an Zusammenkünften, Debatten,
Kundgebungen.
Wir sind schnell in der Familie aufgenommen und fühlen
uns wie zuhause. Ami schaut, dass es uns nicht langweilig wird. Schon am ersten
Tag sind wir auf eine Hochzeit eingeladen. Auch wenn wir niemanden kennen, alle
sind hell Begeistert über unseren Besuch, und noch erfreuter, als Conny ihr bestes
auf der Tanzfläche gibt. Zum Glück ist sie Weiss, so hat sie eine
Entschuldigung dafür, dass sie ihr Füdli nicht so gut bewegen kann wie die
anderen Frauen. Es sind sicher 100 Gäste, hinten im Garten wir für alle
gekocht, immer wieder kommen Mädels vorbei und schenken selbst gemachte Getränke
aus. (Cola und Co. sind zu teuer) Eine Wahnsinns Organisation, die ganze drei
Tage dauert.
An anderen Tagen besuchen wir Ami in der Boutique,
spazieren durch den Markt, ruhen uns aus. Die Zeit vergeht schnell. Vor allem für
Conny, sie findet überall einen Schwatz und die Senegalesen lieben einen
Schwatz, für Peter hingegen der noch immer kein französisch spricht, ist es
manchmal etwas langweilig. Jedenfalls bis wir bei der Tanz und Perkussionsschule,
Djembe Unterricht nehmen. Brigel unser Lehrer ist sehr streng und wir müssen
den Tackt perfekt schlagen, was gar nicht so einfach ist, vor allem 5-10 min
lang ohne Pause. Wir spielen die Begleitung und er macht immer wieder Solos
dazwischen. Ebenfalls als Hauptbegleitung Abdu am Bongolong, und 2Pack am
Gengeng. Es macht riesig viel Spass.
Wieder eine Überraschung, Ousmane hat telefoniert und Ami
für uns ein Interview im Radio organisiert. Wir sollen über unsere bisherige
Reise und natürlich vor allem über den Teil in Senegal erzählen. Als währe das nicht genug, sollen wir uns
einen Stoff in der Boutique aussuchen um vom Schneider für Conny ein
Traditionelles Bubu und für Peter eine Hose anfertigen zu lassen. Wir sind überwältigt
von dieser Grosszügigkeit und wollen uns anständig Bedanken, auch für all das
Essen, dass wir bekommen. Die Gelegenheit ergibt sich, als Conny einen Kuchen für
Yasins 8ten Geburtstag backen will. Sie haben keinen Backofen. Kurzentschlossen
ist das unser Geschenk zum Dank. Mit Ami gehen wir ihn aussuchen, kaufen den
Gasanschluss und Schlauch und natürlich die Zutaten für den Kuchen.
Omar, der 22 jährige Sohn nimmt uns mit zu seinen
Freunden Tee trinken. Am Abend gehen wir mit ihm und Didier alias DJ Buz ein
Bier trinken. Didier arbeitet teils auch beim Radio und lädt uns in seine
Sendung ein um wiederum von unserem Abenteuer zu berichten. Mittlerweilen sind
wir in ganz Ziguinchor bekannt.
Ach ja die Geburtstagsparty, der Schoggo-Kokos Kuchen
ist geglückt, gegen 17h trudeln alle Kinder aus der Nachbarschaft ein. Die
Stereoanlage wurde nach draussen verschoben, alle tanzen, dann wird Happy
Birthday gesungen, die Kinder bekommen etwas zu essen und zu trinken, aber
keinen Kuchen. (Zum Glück, der währe viel zu klein gewesen) Dann gegen 20h müssen
alle wieder nach Hause und die Familie isst gemeinsam, auch den Kuchen, er ist vorzüglich.
Nach 9 Tagen verabschieden wir uns auf ein baldiges Wiedersehen.
Wir fahren an die Küste, nach Diemberin wo wir einige Tage Strandferien machen
wollen. Die 80 Km radeln wir locker in
einem Tag, sind ja nun ausgeruht. Im sandigen Diemberin erwartet uns aber ein
anstrengendes ziehen und stossen bis zu Edys Camp. Die Mühe hat sich aber
gelohnt, nur 100m vom Strand entfernt beziehen wir unser Bungalow und trinken
ein wohlverdientes Bier in der Strandbar mit Blick auf den Sonnenuntergang. Edy
ist ein irrer irre und hat hier sein Paradies gefunden und aufgebaut. Der erste
Abend wird lang und feuchtfröhlich, die Unterhaltung auf englisch macht Peter
sichtlich spass.
Ja was gibt es viel zu erzählen über Strandferien,
ausschlafen, baden, sonnen, baden, essen, baden, Mittagsschlaf, baden,
Strandspaziergang, baden, 1. Bier, 2. Bier, 3. Bier, irgendwann hören wir auf
zu zählen. Die Gegend ist sehr ruhig, wir sind die einzigen Gäste auf dem Camp
mit den Reisfeldern zwischen den Bungalows. Elektrizität hat es noch keine, Edy
sucht noch nach der richtigen und finanzierbaren ökologischen Lösung. Aber mit
den Kerzen ist es auch sehr romantisch. An den Abenden kommen Junge aus dem
Dorf, jeder nimmt sich ein Instrument, dann startet der Jam. Anfangs noch etwas
aus dem Rhythmus, später springen die Vibes über und alle machen mit. Mann
versteht sich ohne Worte, die Zeit bleibt stehen. Hier lernen wir den Palmwein
kennen, Edy liebt ihn den sogenannten Bunuk, für uns noch etwas Gewöhnungsbedürftig,
aber das soll allen so gehen. Er schmeckt ein bisschen wie Sieder, am ersten
Tag kaum alkoholhaltig, am zweiten etwa wie Bier, nach dem dritten nicht mehr
geniessbar.
Abas ist Edys Seelenbruder und kennt sich im Garten
sehr gut aus, er hat ihm auch beim Aufbau der Bungalows geholfen. Angelo, der
junge starke hilft überall wo er kann und hält die Stellung hinter der Bar. Tagsüber
ist Seinabou zuständig für ein feines essen und um die Hütten sauber zu machen. Eines Nachmittags als Conny im
Garten die Blumen bewundert, wird sie durch 2 ziemlich grosse schwarze Cobras,
nur 5 m weg erschreckt. Oder eher umgekehrt?
Die eine steht kurz auf, dann schwubs di wubs verschwinden sie unter dem
grossen Bungalow. Von nun an laufen wir etwas vorsichtiger durch den Garten,
hoffen aber insgeheim sie noch einmal zu sehen. Ist nichts draus geworden.
Nach einer Woche nichts machen, wollen wir das
nahegelegene Touristenoertchen Cap Skiring besuchen. Wir quetschen uns zu 3
anderen ins Fiat Uno Taxi und holpern über die Piste. Beim Cap werden wir
sogleich von Leuten umzingelt, die uns mit allem helfen wollen dass wir suchen!
Klar doch, aber die brauchen wir nicht. Wir laufen kurz durch die
Souvenirstände, wobei jeder zweite die gleichen Holzschnitzereien, Batik Tücher
und Ketten im Angebot hat. Schoene Sachen, aber nichts für unsere Sackoschen.
Dann spazieren wir zum Meer runter, dem Strand entlang beim Club Med vorbei und
setzen uns in die Bar eines der schicken Hotels um ein Bier zu trinken. Dann
treten wir die Rückreise in unsere Welt nach Diembering an.
Die zwei Wochen sind im Flug vorbei, wir würden es
hier auch noch länger aushalten, aber wir haben ja noch anderes vor…
Zum Abschied schenkt uns Edy einen 10Kg Sack Reis aus
seinem Garten, wir sollen den für die Familie in Ziguinchor mitnehmen. Gut
gesagt wenn man nicht selber trampen muss! Beim ausfahren aus Diembering kommt
uns Philippe ein Franzose auf seinem Tourenrad entgegen. Wir schicken ihn zu
Edys Camp und verabreden uns mit ihm, in ein paar Tagen, wenn er nach
Ziguinchor zurück kommt. Beiläufig erwähnt er, dass er danach zum Carneval in
Bissau fahren wird.
Diese Begegnung lässt uns, unsere Routenpläne ändern.
Anstelle durch The Gambia zu fahren, geht’s ab in den Süden. In Ziguinchor
werden wir wieder freudig empfangen. Wir erzählen von den schönen Tagen am
Meer, hier läuft alles wie gewohnt. Es ist Samstagabend und wir gehen mit Omar und
seinen Freunden aus tanzen, Rotwein aus dem Tetrapack fliesst in Litern, die
Nacht wird lang und der Sonntag ruhig. Wir schauen die matches vom Cup
d`afrique. Die nächsten Tage geht Peter Djembe spielen, Conny arbeitet am Blog
und bearbeitet Fotos. Natürlich backen wir wieder Kuchen. Überraschenderweise
kommt Marion, auch eine Schweizer Freundin von Ousmane, am Mittwoch an. Sie
besucht die Familie schon seid 4 Jahren jeweils für 1-2 Monate und wir haben
schon viel von ihr gehört. Eine exzellente Djembespielerin, wir sind
beeindruckt. Auch Philippe treffen wir wieder und erzählen ihm von unseren Plan
Änderungen. Da er 2 Tage vor uns losfahren wird, werden wir ihn in Bissau
wiedersehen. Und schon ist wieder zeit zum Abschied nehmen, dicke Tränen rollen
über Ami`s Wangen, dass macht das Ganze nicht einfacher. Omar begleitet uns
noch 5 Km auf seinem Velo und dann geht’s nicht mehr weit bis zur Grenze
Guinea-Bissau. Was für einen fantastischen Monat den wir mit fantastischen Leuten
in der Casamence verbringen durften. Genau dafür sind wir auf reisen, am Puls
des Lebens.
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