Arusha – Dar es Salaam 16.03. – 2.04.2014
Während meines Aufenthaltes in Arusha hat es ziemlich
geregnet und als ich mit Shasha zur Schule radelte, durfte ich die klebrig
rutschige, rote Erde das erste Mal erleben. Sogar das Fahren ohne Gepäck war an
gewissen Stellen unmöglich. Meine Route um den Kilimanjaro, führt mehrheitlich
über Naturstrassen und somit war ich extrem froh um das Schönwetterfenster. Am
ersten Tag versteckt sich der mächtige Berg in dicken Wolken. Auch am Morgen dasselbe
Bild und ich kämpfe gegen den Wind durch die schöne Landschaft des Massai
Landes. Immer wieder fahre ich durch kleine Massai Dörfer. Die stolzen, gross
gewachsenen Massai in ihren hauptsächlich roten und blauen Tüchern gewickelt,
geschmückt mit Krällchenketten und Silberringen wirken authentisch. Sie hüten
ihre Herden oder kehren das Acker von Hand, wenn ich vorbeifahre wird
innegehalten, dann gelacht und gewunken. Hier spricht kaum jemand English. Das
sind die Momente in meiner Reise, die ich am meisten geniesse, wofür ich Reise.
Sie erfüllen mich mit tiefer Zufriedenheit, Glück und Freiheit.
Gegen Abend wird es zum Gegenwind noch hügelig, ich komme
sehr langsam voran und bin froh, als ich in einem etwas grösseren Dorf ein
Guesthouse finde. Der Berg hat erbarmen mit mir und schenkt mir eine kurze
Sicht auf sein verschneites Haupt. Nach einer afrikanischen Dusche, Kessel
Wasser und Schöpfbecher, esse ich einmal mehr Reis mit Bohnen im Licht der
untergehenden Sonne. Am Morgen des dritten Tages darf ich Kilis volle Pracht
bestaunen.
Ich bin happy, auch weil ich heute dem Wind den Rücken
zudrehe und er mich auf meiner Fahrt unterstützen kann. So sind die gestrigen
Strapazen vergeben und vergessen. Auf Empfehlung von Peter Gostelow fahre ich
zum Lake Chala und campiere für verhältnismässig viel Geld auf dem Grundstück
der exklusiven Loge. Es ist es auf jeden Fall Wert.
Dies ist eines der wenigen Gewässern von Afrika, in dem man
gewissensfrei schwimmen kann. Keine Bilharzien. Das Wasser ist Glasklar wie die
Bergseen bei uns, und angenehm warm. Während des Schwimmens beobachte ich Affen,
die sich durch die Bäume schwingen. Ein Drittel des Sees liegt in Kenia und als
ich mich wieder auf den Weg zur Hauptstrasse mache, verfahre ich mich prompt
über die Grenze. Plötzlich treffe ich auf den Grenzposten aber von der falschen
Seite her! Ojé ich sehe mich schon hinter Gittern wegen illegaler Einreise nach
Kenia! Nein, nein, halb so wild, erklärende Worte, freundliches Lächeln, Geduld
und ein Versprechen meine nächste Reise nach Kenia zu machen, öffnen mir die
Tore zurück nach Tansania, alles ganz ohne Geld zu schieben.
Es folgt eine flotte Fahrt nach Same. Langsam verlasse ich
das Hochland und es wird immer heisser. Bei 30°C plus, werde ich täglich auf
meinem Stahlesel gebraten. Nur der Fahrtwind kühlt ein klein wenig. In Same
entscheide ich mich die langweilige Hauptstrasse wieder zu verlassen und durchs
Hinterland zu fahren. Auch wenn es holpriger ist, ab und zu rauf und runter
geht, ist es doch viel abwechslungsreicher und 6h im Sattel fühlen sich nicht
ganz so lange an. In dieser Gegend treffe ich auf, meinen von Senegal her
geliebten, Baobab Bäumen wieder.
Das nächste coole Erlebnis, ist die Einladung in eine
Grossfamilie. Ich lerne Sadia im Guethouse von Manga kennen, Sie ist eine der
Töchter des Besitzers und bittet mich am Morgen bei ihrer Familie vorbei zu
kommen und Hallo zu sagen. Aus dem Hallo wurde schlussendlich einen ganzen Tag
und noch eine Nacht, die ich bei Sadia im Bett verbringen durfte. Ihr Vater hat
3 Frauen und 16 Kinder… Manga ist ein
winziges Dorf, so spricht sich schnell herum dass dieser verrückte Musungu, der
gestern auf dem Fahrrad hierherkam, nun bei einer Familie auf Besuch ist.
Während ich mich mit Sadia unterhalte treffen ununterbrochen Schaulustige ein,
setzten sich eine Weile und gehen wieder. Alle sind hell begeistert und stolz,
eine weisse bei sich zu haben. Sadia ist neben ihrem älteren Bruder, die
einzige die Englisch spricht. Hauptbeschäftigung der drei Mütter ist Kochen,
ich bekomme schon zum Frühstück Poulet und Chapati, dann am Mittag Poulet,
Reis, Bohnen, Spinat, am Nachmittag, Kuchen und Früchte und auch wenn ich fast
platze, esse ich abends um 9, aus Anstand noch einen Teller, Ugali (Maisbrei)
mit Bohnen und natürlich Poulet. Überwältigt von ihrer Gastfreundschaft und mit
dem Verspechen, ihnen die Fotos zu schicken und sie bald wieder zu besuchen,
verabschiede ich mich Richtung Lushoto.
Lushoto liegt in den fruchtbaren Usambara Berge. Die Strasse
schlängelt sich während 34Km mit angenehmer Steigung auf 1200 MüM hinauf. Ich
werde von Sam empfangen, ein Einheimischer Guide der mich zu einem günstigen
Guesthouse führt. Wir sind uns sympathisch und nach dem Nachtessen gehen wir
mit seinen Freunden in den Ausgang. Endlich wieder einmal tanzen. Tags darauf
wandere ich zusammen mit zwei deutschen Frauen zum Aussichtspunkt. Ich geniesse
die frische Luft hier oben und auch nachts kann man gut schlafen. Von Lushoto
entschliesse ich mich wieder einmal für die Naturstrasse durch die Hügel und
wieder hinunter zur Hauptstrasse. Es ist ein sagenhaft schöner Tag. Das Glück
ist mit mir, ich schaffe es immer wieder den dunkeln Wolken hinter mir zu
entkommen. Erst am Abend, als ich in Korogwe Nachtesse, ergiesst sich ein
heftiges Gewitter.
Ein unspektakulärer langer Tag folgt auf die Bergetappe. Ich
fahre nach Pangani und treffe das erste Mal in dieser Reise aufs Meer. Als ich
das dunkle Blau am Horizont erblicke, überkommt mich ein unbeschreibliches
Glücksgefühl, mit Stolz lasse ich die geradelten Km durch meinen Kopf gehen.
Während ich zum Strand spaziere lasse ich mich von Rasta Ali bequatschen. Aber
alles hat seinen Grund und so bringt er mich später in den Kontakt zweier
Frauen aus Dar Es Salaam. Annika und Marie sind hier um Geschenke an die Kinder
einer Primarschule zu verteilen. Annika unterstützt diese finanziell. Beim
gemeinsamen Nachtessen, geben sie mir Empfehlungen für Dar, wir tauschen
Kontakt um uns da wieder zu treffen.
Mein ursprünglicher Plan war von Pangani aus, auf
Naturstrasse, der Küste zu folgen und so nach Bagamoyo und dann, Dar Es Salaam
zu fahren. Der Plan währe ausführbar gewesen, wenn die Regensaison nicht schon
begonnen hätte. Da es jeden Tag sicher einmal heftig regnet und die
Naturstrasse in eine Schlammpiste verwandelt, entschliesse ich mich zurück zur
Hauptstrasse zu gehen. Für die Strecke die ich bereits geradelt bin, lasse ich
mich von einem, mit Zementsäcken geladenen, Lastwagen mitnehmen, wobei ich in
der Führerkabine sitzen darf.
Es folgen einige Km auf Terrstrasse durch Grüne, rollende
Hügel, bepflanzt mit Bananen Platanen, Ananas, Kasava… Bis ich 10 Km vor
Bagamoyo, auf der Umleitungsstrasse wegen Bauarbeiten, nochmal das volle
Program Schlaglöcher, Schlamm und Wasserbecken passieren darf. Kurz davor
musste ich wegen Regen, Obdach suchen. Dabei kam ich mit diesem Jungen Herr ins
Gespräch.
Er ist 18 Jahre alt und unterrichtet als Lehrer an der
Primarschule. Sein Englisch ist gerade gut genug um mit Wiederholungen, ein
einfaches Gespräch zu führen. Beim studieren meiner Karte braucht er eine Weile
bis er Bagamoyo findet. Er bitte mich, 2 Wochen zu bleiben um ihm Englisch zu
lernen. Jeder möchte gerne ein Musungu als Freund, weil er ihn ihm die Chance
auf ein besseres Leben sieht. Als er Regen stoppt, lädt er mich zu einer Ananas
ein und ich trete wieder in die Pedalen.
In Bagamoyo angekommen, mache ich einen Spaziergang am
Strand. Es ist Samstag und der Stand gefüllt mit Leuten, die Fussball spielen,
schwimmen, spazieren.
Ich steh früh auf, da ich gerne beizeiten in grossen Städten
wie Dar Es Salaam ankommen möchte. Die Fahrt geht überraschend zackig und ich
erreiche schon am Mittag das Ziel meiner Reise. Ein klein bisschen Wehmut
überkommt mich. Das Restaurant in dem ich mich mit Annika und Marie treffe
befindet sich in Mikocheni, ein Quartier, etwas ausserhalb des Stadtzentrums.
Und gleich nebenan finde ich ein Zimmer zu gutem Preis, bei World Family Radio
Maria. Ich scheine der einzige Gast zu sein und geniesse die Ruhe. Die nächsten
drei Tage erkunde ich Dar Es Salaam, wobei mir positiv auffällt, dass es halb
so chaotisch ist wie Kampala und einige ganz schöne, historische Gebäude hat.
Am 2. April nehme ich die Fähre nach Zanzibar und weiter nach Pemba für meine letzte Ferienwoche auf dieser Reise.
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