Auch wenn ich mittlerweilen wieder unterwegs bin, möchte ich
euch noch von meiner Zeit in Fort Portal erzählen. Viele mögen sich fragen, was
ich denn den ganzen Tag so mache in all der Zeit, aber ich kann euch
versichern, kein einziger Tag war langweilig und so hab ich mir auch schwer
getan am Blog zu arbeiten. Alle 3 Tage bin ich nach Kichwamba gefahren, hab
dort die Bauarbeiten verfolgt und mit den Jungs gespielt. Manchmal hab ich das
Fahrrad genommen, manchmal wurde ich von Robert, Rama, oder James hingefahren.
Als die Eltern von Lynne aus Schweden auf besuch kamen,
kochten sie schwedisches Essen für alle Freunde. Dieser amüsante Abend endete
spät nachts nach ausgiebigem tanzen im Club Extasy. An den Sonntagen wird
jeweils Traditioneller Tanz im Gardens Restaurant aufgeführt, natürlich wollte
ich mir dies nicht entgehen lassen und besuchte den Anlass zusammen mit
Dickens. Etwas enttäuscht von der Performance, waren wir mehr am quatschen und
gingen dann frühzeitig Nachtessen.
Eine andere Lieblingsbeschäftigung dieser Zeit, war das
Schwimmen im Pool vom Mountains of the Moon Hotel. Mindesten einmal in der
Woche füllte dies einen Nachmittag. Robert und James konnten vor 6 Monaten noch
nicht schwimmen, beide machen fleissig Fortschritte und geniessen das Wasser
sichtlich. Rama kommt zwar mit, aber meint der Pool sei zu klein für Ihn…
Mit Freuden erwartete ich den Tag an dem wir zu einer
Hochzeit eingeladen waren. Zusammen mit Moa und Helena holten wir die Braut
beim Salon ab, wo jene seid Stunden hübsch gemacht wurde. Dann startete der
Kirchenmarathon, erst in der Protestantischen 2,5h dann in der Katholischen 1h,
dann wurden wir zum Hochzeitspaar nach Hause gefahren, wo das grosse Essen
stattfand. Leider werten Ugander die Hochzeitsfeier als Prestige, je grösser
das Fest umso höher das Ansehen. Dies kostet sehr viel Geld und kann eine
Familie gar in den Ruin treiben. Viele können auch erst nach Jahren des
zusammen Lebens und Sparens, die Finanzen für die Hochzeit erwirtschaften. An
diesem Fest waren sicherlich 500 Gäste. Mein Fazit, alles dauerte viel zu
lange, war minutiös geplant und steif. Das Brautpaar hatte keine Zeit mit den
Gästen zu reden, weil sie dem formellen Ablauf folgen mussten. Getanzt wurde
erst am späten Abend, nur noch im Kreise der engsten Freunde und Familie. Nichts
desto trotz gehört für mich eine Hochzeit zum guten Kennenlernen eines Landes,
und ich empfand es als eine grosse Bereicherung teilgewesen zu sein.
Nahe Fort Portal befinden sich die Kasenda Kraterseen. Ein
Freund von James leitet in der Nähe von Rwaihamba den Bau einer Exklusiven Loge
und wohnt selber in einem selbstgebauten Ökohaus, mit fantastischem Blick über
den Lake Nkuruba. Da verbrachte ich einen Tag und eine Nacht, spazierte, las,
beobachtete Vögel und Affen, saugte die Energiegeladene Luft auf und fühlte
mich eins mit der Natur. Dankbarkeit all diese schönen Orte zu erleben, diesen
wunderbaren Menschen zu begegnen, erfüllte mich einmal mehr.
Julies Eltern kamen für 5 Tage auf Besuch. Wir besuchten die
Jungs in Kichwamba und verteilten die mitgebrachten Fussballtrikots. Julies
Vater und ich fuhren Tags drauf zum Match den sie gegen eine Benachbarte
Mannschaft spielten. Von Mal zu Mal wenn ich die Jungs sehe, wachsen sie mir
enger ans Herz. Und auch jetzt wo ich diese Zeilen schreibe, zeichnet sich ein
Lächeln auf mein Gesicht. Die Herzlichkeit, Freude und Fürsorge die sie ausstrahlen,
erfüllt mein Herz.
Zusammen mit Julies Vater, machte ich einen Ausflug zum Queen
Elisabeth National Park. Wir buchten eine Bootsfahrt auf welcher wir
Wasserbüffeln, Elefanten, Nilpferden, Krokodilen und div. Vögeln auf wenige
Meter näherkamen und super Fotos schiessen konnten.
Am 2.02. feierten wir James’s 28 Geburtstag mit einer
Überraschungsparty für ihn.
Ein weiteres Highlight war der Tag, an dem ich 5 Jungs von
Kichwamba die schwimmen konnten, zum Pool mitgenommen habe. Am morgen fuhr ich
mit Franks Auto, und zusammen mit Bella einer Amerikanerin und ihrer Tochter
zum Village. Bella war vor 2 Jahren schon hier, hatte James kennengelernt und
nun 2 Koffer voller Kleider für die Jungs mitgebracht. Die Freude, die diese
Kinder in ihren Gesichtern zeigten, übertrifft jeden Champion nach einem
erfolgreichen Wettkampf! Stolz posierten sie alle in ihren neuen Kleidern.
Dann durften die fünf mit uns zurückfahren und wir
plantschten den ganzen Nachmittag im Wasser. Ich denke, ich war seid meiner
Schulzeit nicht mehr sooo lange im Wasser wie an diesem Tag. Niemand konnte
genug kriegen. Dieser Tag wird für immer in unseren Gedächtnissen eingebrannt
sein.
An Tagen wo ich nicht viel unterwegs bin, fallen die
allgemeinen Haushaltsarbeiten an. Putzen der Wohnung, Handwäsche der Kleider,
und vor allem das Kochen und Backen geniesse ich sehr. Da Julie mit Lilly nicht
viel unterwegs ist, verbringen wir auch viel Zeit beim schwatzen und mit Lilly
spielen. In diesen 2 Monaten, konnte ich zusehen wie sie wächst und immer mehr
reagiert. Nun ist Sie richtig Aktiv, greift nach Dingen, versucht zu sitzen und
sich zu drehen. Sie ist unsere Sonnenschein, ein Goldstück das man am liebsten
vernaschen würde. Manchmal ging ich zu James’s Fitnessstudio wo Issa Aerobic
gibt. Damit ich nicht ganz aus der Kondition komme.
Am 12.02. feierten wir einen 70igsten Geburtstag. Den von
Moa und Gracious zusammen. Unzählige Einladungen wurden vergeben und die
Vorbereitungen fürs Mittagessen starten früh morgens um 7h. Ich hatte mich dazu
bereit erklärt in der Küche zu assistieren und rüstete 3h Gemüse. Nach und nach
trafen die ersten Gäste ein, das Essen wurde eröffnet und dann machten wir Spiele.
Reise nach Jerusalem und Lambada. Als es ein dunkelte, wurden die Trommeln geholt und das gelungene
Fest endete mit einer Jamsession. Für die noch munteren und tanzfreudigen, ging
die Party im Africana weiter.
Nach den langen Weihnachtsferien, hat die Schule wieder
begonnen. Wenn ich nun nach Kichwamba ging traf ich nur auf die kleinsten, die noch
nicht in die Schule gehen und realisierte, dass ich zum richtigen Zeitpunkt da
gewesen bin, nämlich wenn alle frei hatten und zuhause waren. Also beschloss
ich Peter und Brett in der 2 Oberstufe zu besuchen. Ich sass in einer Biostunde
und kämpfte mit dem Einschlafen, weil der Lehrer nur an die Tafel zeichnete und
die Kids abschreiben mussten. Danach hatten sie Mathe, Gleichungen, dies gefiel
mir besser, so konnte ich meine Kenntnisse auffrischen und die Aufgaben mit
lösen. Unglücklicherweise ist die Effizienz des Lehrers und das Interesse am
Fortschritt der Kinder sehr klein, in 1.5h wurden gerade mal 5 Gleichungen
gelöst, dann verschwand er ohne das die Lektion vorüber war. Aufgaben bekommen
sie nur zwei Mal die Woche. Ich frage mich wie diese Kinder die Prüfungen lösen
können. Kein Wunder ist die Bildung hierzulande so schlecht! Es währe
wünschenswert, wenn sich dies zu Gunsten der Bevölkerung ändern würde. Genauso
das Stellenangebot, die meisten, die sich mühsam das Geld für ein Studium
zusammentragen, finden nach ihrem Abschluss keine Stelle und halten sich mit
kleinen Jobs über Wasser, oder eröffnen ein kleines Business, welches sie auch
ohne Studium betreiben könnten.
Auf dem Weg nach Kichwamba fuhr ich regelmässig am Wegweiser
eines SOS Kinderdorfes vorbei. Endlich fand ich die Zeit auch da vorbei zu
gehen und vergleiche mit Kichwamba zu ziehen. Der Unterschied ist wie Tag und
Nacht. Als ich das Areal von SOS betrat fühlte ich mich zurück nach Europa
gespickt! Ich denke die Bilder sagen genug darüber…
Nicht, dass ich die Organisation nicht gut finde, aber wenn
ich denke, dass mit so viel Geld noch vielen Kindern mehr geholfen werden
könnte, hinterfrage ich das Projekt ein wenig. Erklärt wird dieser Standard
damit, dass die Paten der Kinder solche hohe Erwartungen haben.
An meinem letzten Tag in Fort Portal ging ich zu den Jungs
nach Kichwamba. Das Haus ist fertig, es fehlten nur noch die Spiele auf die
Veranda zu malen. Als ich dort ankam hatten sie ein Soundsystem aufgebaut und
es lief Musik. Dies war die Überraschung für mich, weil ich so gerne tanze. Und
die ist echt gelungen. Ein richtiges Festessen, mit Nachtisch wurde aufgetischt
und wir assen alle gemeinsam im neu gestrichenen Haus, auf Tisch und Bänken die
von Kathrin gesponsert wurden. Vielen Dank nochmals an dieser Stelle. Auch an
meine Eltern geht ein herzliches Dankeschön für den grosszügigen Beitrag an die
Bauarbeiten.
Die ganze Gruppe eskortierte mich noch bis aus dem Dorf, wo
ich mich schweren Herzens von ihnen verabschiedete. Nach dem Nachtessen ging
ich ein letztes Mal durch die Bars, sagte überall auf Wiedersehen und - bis Morgen, wie der Volksmund hier sagt.
Am Sonntag 16.02. nach 7 Wochen in Fort Portal, trat ich
wieder in de Pedalen, weiter auf meiner Reise, neuen Abenteuern entgegen…
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