Donnerstag, 7. Februar 2013

Ein Sandsandwich zum Zmorge, Zmittag, Znacht 2.12. – 14.12.2012


Die Grenzformalitäten sind rasch erledigt, nach 2h befinden wir uns in Mauretanien. Ein Land von welchem viele denken es sei  Gefährlich zu bereisen, wir jedoch eine andere Erfahrung machen dürfen.  Dank des Fleisses von Maurizio Ceraldi, ein Velofahrer der letztes Jahr durch Afrika gestartet ist und ein minutiöses Roadbook über die Strecke West Sahara und Mauretanien geschrieben hat, wissen wir genau bei welchem Km wir uns verpflegen können, Wasser vorhanden ist, oder ein Gendarmerie posten steht. So entscheiden wir im ersten notierten Camp nach 25 Km zu nächtigen. Es ist schon am ein dunkeln als wir das Kaihma (Beduinenzelt) beziehen.

Foto vom kaihma

Plötzlich taucht ein Gendarme auf und erklärt uns, dass sie uns gesucht haben und nun zu unserer Sicherheit einen Checkpoint bei der Auberge aufstellen. Seid der Entführung mehrerer Touristen durch Extremisten vor 2 Jahren, setzt die Regierung alles auf die Sicherheit der Touristen. Alle 60-70 Km steht ein Checkpoint die miteinander kommunizieren, so ist wildes Campieren nicht möglich, aber wir dürfen  mehrere Male beim Checkpoint kostenlos im Zimmer schlafen.
Die Hauptstrassen sind, zu unseren Freuden, vor wenigen Jahren Asphaltiert worden, mit Muscheln, sowas habe ich noch nie gesehen, sieht richtig schön aus und fährt sich super. Den ersten Tag haben wir Gegenwind, dann dreht sich die Strasse zum Süden und der Wind kommt seitlich, was auch recht Anstrengend ist. Zum Glück sind wir zu dritt, so können wir formatiert fahren und uns an der Spitze abwechseln. Peter bekommt den Namen Pet the machine weil er steht’s vorfährt. Natürlich erfreuen wir uns auch über die Geschichten die uns Charlie aus seinem Leben erzählt und über die Tipps die er uns mit auf den Weg gibt. Abends spielen wir Karten, reden über Globale Probleme, über Musik und Geschichte. Eine schöne Abwechslung zu dritt unterwegs zu sein.
Foto zu dritt beim kartenspielen
Während des Tages beschäftigt uns vor allem der Wind und der Gedanke was wir wohl zum Nachtessen improvisieren werden. Niemand hätte sich gedacht, dass es auf der Hauptstrecke durch ein Land kaum Auswahl an anständigem Essen geben würde. Hier eine Idee des essbaren Sortimentes einer Boutique: Biskuits, Zucker, Biskuits, Tee, Kaffee, Biskuits, Sardinen, Spaghetti, Reis, Biskuits und wenn wir Glück haben gibt es sogar Brot. Gemüse und Früchte sind Luxusartikel und wenn verfügbar im Verhältnis sehr teuer und alt. Hingegen Biskuits gibt es “en mass” in allen Farben, Formen und Aromen die im Labor nur produziert werden können. Wie wenn Conny es erahnt hätte, hatte sie in Marokko noch das ein und andere eingekauft, so konnten wir während den 6 Tagen nach Nouakchott einigermassen anständig essen.
Foto von unterwegs
Mauretanien ist vor allem Wüste, eigentlich nicht sehr einladend zum Velofahren. Trotzdem fanden wir es faszinierend durch die Sandlandschaft zu fahren, ein Erlebnis welches wir noch nie zuvor hatten. Mal war das Land nur Sandig, dann Steinig und zwischendurch erheben sich geschmeidig weisse Sanddünen, über welche der Wind den feinen Sand elegant dem Kamm entlang bläst. Wir fahren an Salzseen vorbei, begegnen vielen Kamel Herden. Dörfer bestehen aus nicht mehr als 50 Baracken und Kaihmas, welche sich entlang der Strasse verteilen. Das Leben beschränkt sich auf einige Quadratmeter Privatsphäre. Zurückhaltend, aber sehr Gastfreundlich werden wir gegrüsst und wenn wir am Mittag ein Windschutz zum essen und ausruhen suchen, wird uns steht’s ein Platz angeboten. Vor allem während zwei Tagen wo der Wind und den Sand in alle mögliche Ritzen, Falten und Löcher bläst, sind wir froh um die mit Stoff ausgekleideten Holzhütten mit Wellblechdach. Beim Sandsturm flüchtet alles nach drinnen.
Foto vom Dorf
Dann fahren wir Nouakchott ein, dies ist die jüngste Hauptstadt in Afrika. Sie ist verhältnismässig ruhig und der Verkehr erträglich. Autos die wir schon lange auf den Schrotthaufen gebracht hätten, werden hier bis zum völligen Zerfall stets wieder zusammengeflickt. Fahrzeuge mit einer nicht kaputten Windschutzscheibe sind eine Rarität, den man kann ja auch ohne Windschutzscheibe fahren, oder?! Die Guten alten Esel und Wagen variante dominieren die Strassen in den Quartieren. Und leider ist auch hier das Abfallproblem nicht gelöst.
Wir richten uns in der Auberge Sahara ein, geniessen eine richtige Dusche und freuen uns auf ein Stück Fleisch zum Nachtessen.  Im Restaurant Mamafrica fallen uns die Augen fast aus dem Kopf als uns ein Teller der Grösse eines Velorades, gefüllt mit Salat, Tomaten, Gurken, Pommes und ein Gegrilltes Huhn vorgesetzt wird. Wir fühlen uns wie im Paradies und stürzen uns wie Raubtiere über seine Beute.

Tags darauf ist Reinigungstag. Kleider, Velos, Taschen werden wieder startklar gemacht. Conny versucht  herauszufinden warum ihr Internet nicht funktionieren will. Erfolglos resigniert sie und hofft auf einen Engel, der das Problem lösen kann.  (Er wird in Ziguinchor, Senegal  auf uns warten)
Am Montag will Conny das Visum für Senegal beantragen, es wir ihr jedoch verweigert, weil sie es in der Schweiz hätte beantragen müssen! Nach langem hin und her, der Ungewissheit ob wir überhaupt in den Senegal einreisen können, was wir sonst für Möglichkeiten hätten, Mali ist zu unsicher aufgrund der kürzlichen Entführungen. Schlussendlich schreibt sie einen Brief an den Herr Botschafter, mit der Erklärung ihrer Situation und der Bitte um ein Visum. Es funktioniert, die erste Hürde in der Afrikanischen Bürokratie oder Schickanikratie ist gewonnen. Charlie ist inzwischen alleine weitergefahren, da wir nicht wussten ob ich das Visum bekomme.

Unterwegs hatte Peters Pedale plötzlich zu reden begonnen. Geklickt und gequietscht, nicht sehr Erfreuliche Nachrichten. Nun, nachdem er sie geputzt und geölt hat, geht’s so halbwegs, aber wir haben sicherheitshalber ein Ersatzset gekauft. Für umgerechnet 4 CHF.  Nach 5 Tagen Nouakchott fahren wir weiter Richtung Grenze und begegnen schon am ersten Tag einem Französischen Velotourero namens Thoma. Er hat ein halbes Jahr Zeit und will bis Guinea Conakry fahren. So sind wir wieder zu dritt unterwegs.

Foto von Thoma und Peter

Je südlicher wir kommen, desto mehr hat es wieder  Baume. Kurz vor der Grenz biege wir auf eine Nebenstrasse Richtung Küste ab, die uns durch den Nationalpark Diawling führt. Hier Ruhen sich alljährlich Zugvögel auf ihrer langen Reise zum Norden oder umgekehrt aus. Wir sehen Pelikane, Flamingos, und einen Haufen andere Vögel die wir nicht kennen. Es wird auch vor Eberschweinen gewarnt, und tatsaechlich verschwinden 5 grosse Aersche, nur einige Meter von Peter entfernt,  ins Schilff. Sicherlich erschrocken über die weissen Haare dieses Aliens, bevorzugten sie zu flüchten.

Foto von Voegeln

Im letzten Dorf vor der Grenze, wollen wir übernachten. Weil es aber keine Herberge gibt, dürfen wir im Haus der Tochter vom Dörfchen schlafen. Die Grenzformalitäten verlaufen ziemlich flott. Vor uns steht ein Lastwagen mit 24 Leuten, die in 40 Wochen von London über die Westküste nach Kapstadt und über die Ostküste nach Cairo fahren. Oh jeah…

Nach der Grenze heissen uns die ersten Senegalesischen Souvenier Verkäufer willkommen und auch die Geldwechsler hoffen auf ein gutes Geschäft, vor allem mit jenen die den Kurs nicht kennen. Pech gehabt, wir wissen was wir bekommen.
Mauretanien haben wir in 12 Tagen und 716 Km durchfahren.

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