Donnerstag, 6. März 2014

Zwei Engel retten mich aus dem Staub




Fort Portal – Mutukula Grenze zu Tanzania 17.02. – 28.02.2014

Die 75km von Fort Portal nach Kasese sind ein guter Start nach der langen Pause, denn es geht mehrheitlich Bergab. Dementsprechend heisser ist es da auch. Die Strecke verlief am Fusse der Rwenzori Mountains, die höchste Gebirgskette in Afrika, mit Mt. Margarita 5110 MüM. Die Rwenzori Mountains sind einzigartig unter den höchsten Gipfeln Afrikas, weil sie im Vergleich zu Kilimanjaro oder Mount Kenia, nicht vulkanisch sind. Leider blieb mir deren Ansicht verweigert, weil die Luft ganz trüb war von den Brandrodungen und den staubigen Strassen.


Anfänglich hatte ich geplant die 10 Tägige Wanderung zu den Gipfeln zu machen. Mit dem Budgetierten Geld dafür, habe ich dann jedoch den Bau am Haus in Kichwamba finanziert. Nun hab ich einen Grund mehr um wieder nach Uganda zurück zu kommen, denn die faszinierende Landschaft in diesen Höhen, reizt mich sehr zu erkunden.

Nach Kasese, überquer ich den Äquator und fahre in den Queen Elisabeth Nationalpart zur Kyambura River Gorge. Dort soll es ein Camp geben auf welchem ich nach dem Schimpansen Trecking übernachten möchte. Die Bewaldete Schlucht, inmitten der Savannenlandschaft, beheimatet eine Schimpansen Familie, die den Besuch von Zweibeinern gewohnt ist. Nach längerem Marsch durch den Wald treffen wir auf sie und dürfen ihrem Spiel für kurze Zeit beiwohnen.


Schlussendlich stellte sich heraus, dass das Camp gar kein Camp ist, sondern nur der Sitz der Guides. Nach kurzer Verhandlung erlaubten sie mir, doch mein Zelt aufzustellen und ich verbrachte den Abend mit den dreien, Guide, Polizist und Koch, im Schein des Feuers bei Maisstock und Rindsvoressen. In den Gesprächen erfuhr ich noch mehr über den Park, ihre Tätigkeit und Leben.  


Als die Sonne aufging, startete ich in den bevorstehenden grossen Tag, durch den einzigen National Park, den man per Rad durchqueren darf. Unterwegs begegnete ich Affen, Wasserbüffeln, dem Uganda Cob, Wildschweinen, aber leider nicht auf die ersehnten Elefanten. Mein Mittagssandwich esse ich in Gesellschaft einer Baboon Familie, welche gierig auf mein Brot pirscht und sich dann über die Resten meinem Mango hermachen.


Weiter geht’s durch die Savanne in der heissen Sonne. Bevor der Regen kommt, was bald der Fall sein wird, wird das trockene Gras abgebrannt, damit mit dem Wasser, frisches Grün spriessen kann. Hie und da muss ich stoppen und werde von den vorbeifahrenden Lastwagen in Staub gehüllt. Die hügeligen letzten Km vor Kihihi wo ich übernachte, verlangen nochmal all meine Energie. Total erschöpft erreiche ich das Dorf und werde von unzähligen Schulkindern auf ihrem Heimweg begleitet. Deren „ Musungu how are you“ Geschrei, verlangt auch nochmal Nerven ab. Die kalte Dusche wirkt Wunder und als dann noch mein hungriger Bauch gefüllt ist, bin ich Glücklich und Zufrieden.  Allan vom Guesthouse leistet mir ein bisschen Gesellschaft bei einem kalten Bier, dann geht’s ab in die Federn, ääh auf die Schaumstoff Matratze.


Spontan ändere ich meine Reiseroute am morgen und entscheide, doch zum viel umschwärmten Bunyonyi See zu fahren. Da weiss ich noch nicht, dass ich mich für die schlimmste Strasse die ich je in meinem Leben gefahren bin entschlossen habe. Landschaftlich spektakulär, verläuft die Naturstrasse durch die, mit Tee und Matoke bepflanzten, grünen Hügel.


Zur Mittagszeit habe ich erst 28Km zurückgelegt, 32Km warten noch auf mich, was eigentlich kein Problem wäre, wäre da nicht der miserable Zustand der Strasse! Weil es seid Wochen nicht geregnet hat, fahre ich in 20cm dickem Staub, so fein vergleichbar mit Asche. Geradeaus geht’s grad noch so, aber ich muss ununterbrochen hoch und runter fahren. Steigungen von 9% zwingen mich das Velo zu stossen. Und ein vollbepacktes Velo zu stossen ist anstrengender, als es zu fahren!
Als zwei Jungs auf ihrem Bodaboda vorbeifahren, rufe ich aus Spass, sie sollen mich ziehen. Sam streckt seinen Arm aus, ich greife seine Hand und so versuchen wir voranzukommen. Natürlich ist das viel zu anstrengend. Sie stoppen, wir reden, und Ronald meint, wenn wir ein Seil um seinen Gepäckträger und um mein Lenkrad binden, sollte es funktionieren. Ich dachte erst er mache Witze, aber es war sein Ernst und so erwies sich mein Spann Set einmal mehr als supernützlich.


Im Schlepptau des Bodaboda kämpften wir uns 3h Hügel hoch und Hügel runter bis zur Hauptstrasse. Hier wollte ich eigentlich nächtigen, es gab jedoch kein Guesthouse und so überredeten mich Sam und Ronald, bis nach Kabale zu kommen. Es war schon dunkel, als mich meine zwei rettenden Engel beim Backpacker absetzten. Dieser Tag geht in meine Lebensgeschichte ein, ich denke keiner von uns dreien wird dieses Abenteuer je vergessen.

Tags darauf lade ich die zwei zum Mittagessen ein. Weil ich mich entschlossen habe, nicht mit dem Rad zum See hoch zu fahren, offeriert Ronald mich am Abend hin zu bringen und nach zwei Nächten wieder ab zu holen. Während meines Ruhetages, erkunde ich den See mit seinen 29 Inseln per Kayak und wandere mit den Kindern der Backpacker Besitzerin zum Aussichtspunkt. Crystal aus Kanada ist mit einem Einheimischen verheiratet, hat eine Schule mit mittlerweilen 150 Kindern aufgebaut und hat nun den Backpacker im Bau. Sie ist eine interessante Gesprächspartnerin beim gemeinsamen Nachtessen mit herrlicher Aussicht auf den See.



Auf Anraten von diversen Leuten, verfrachte ich mein Rad, für die Strecke Kabale - Mbarara auf ein Matatu (Minibus Taxi). Der grösste Teil dieser Hauptstrasse ist in katastrophalem Zustand, mit vielen Schlaglöchern, schwerem Verkehr und wenig Ausweichmöglichkeiten. Ich bin froh sitze ich im Taxi, auch weil es den ganzen Tag regnet. Von Mbarara aus ist die Strasse wieder gut, das Wetter wird besser. Und so radle ich meine letzten Tage in Uganda, mit nur einem nennenswerten Ereignisse, nämlich den Zebras die neben der Strasse grasen.


Uganda hat mir unglaublich gut gefallen. Die recht dichte Besiedlung macht es einfach an Essen und Trinken zu kommen oder ein günstiges Guesthouse zur Übernachtung zu finden. Da ab der Primarschule Englisch unterrichtet wird, ist die Kommunikation zu den Einheimischen problemlos. Ich knüpfte schnell Kontakte und hatte gute Gespräche. Hoffentlich werd ich eines Tages zurückkommen.

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