Freitag, 23. November 2012

Marrakech und der Visarun nach Rabat 1.11. – 12.11.2012


Vor 15 Jahren hatte Verena eine gute Nase und hier ein Stück Land gekauft. Heute steht eine schöne, im Marokkanischen Styl gebaute Villa da, die uns aus dem Staunen nicht mehr herauslässt. Es ist noch nicht ganz fertig, drinnen wird bald noch gestrichen, der Garten mit Pool wird noch gemacht, aber wir fühlen uns wie König und Königin mit dem schönen Zimmer welches wir bewohnen dürfen.


Joussef, Verenas Mann macht uns die Pforte auf und Max der Hund begrüsst uns sogleich mit freudigem Gebell. Wir sind rechtzeitig zum Mittagessen eingetroffen und dürfen uns gleich zu Tisch setzen. Bis es dunkel ist kommen wir von da auch nicht mehr weg, zu viel gibt es zu Erzählen und wir werden grosszügig Verpflegt.


In der Nacht fängt Connys Darm wieder an zu rebellieren, sie kommt kaum zum Schlaf und fühlt sich am Morgen überhaupt nicht gut. Vielleicht waren die 500g Erdnüsse die wir während der Bussfahrt gegessen hatten nicht grad das Beste. Während Conny sich erholt, putzt Peter die Velos. Es bleibt ein ruhiger Tag, aber Conny will es nicht besser gehen. Da entscheiden Joussef und Peter gemeinsam nach Marrakech zu fahren und uns Frauen ruhen zu lassen. Joussef ist Marokkaner und spricht überraschend gut Schwiizerdütsch, hin und da hilft er sich mit französischen Wörtern aus, was ein lustiges durcheinander ergibt. Mit Peter ist es dann eher Schwiizerdütsch – Englisch durcheinander. Zurück aus Marrakech bringt Peter zwei supergeile Ledertaschen die er supergeil ermarktet hat. Am Abend kocht Peter zu aller Begeisterung Hacktätschli mit Nüdeli, auch Conny mag wieder ein wenig essen.


Dann ist die Zeit reif für Rabat, die Hauptstadt von Marokko. Hier wollten wir eigentlich nicht hin, müssen aber um das Visum für Mauretanien zu besorgen. Zuerst machen wir aber noch zwei Tage halt in Marrakech, Zentrum des Tourismus. Der Grosse Zauberplatz Jamel el fna in der Medina (Altstadt) ist Tagsüber Schauplatz für Cobra Tänze, Affen für Portraits mit Touristen und jeglicher anderer Art von Entertainment um den Leuten ein paar Dirham (Marokkanische Währung) aus der Tasche zu locken. Bei der grossen Moschee warten zig Kutscher mit ihrem Doppelgespann, umringt von Millionen von Fliegen auf eine Ausfahrt durch die Stadt. Am Abend verwandelt sich der Platz in einen riesigen Essmarkt und die Nachtgaukler spielen ihr Spiel umkreist von Schaulustigen. Der Geruch und die Töne von Marrakech sind einmalig. Man fühlt sich wie in einem Märchen aus 1001 Nacht.


In den Km langen engen Gassen, blinzelt das Sonnenlicht durch das Schlifdach. Die Souvenirläden, einen nach dem anderen verkaufen jede Art von Souvenir aus ganz Marokko. Ehy mister, come have a look inside, i make a good price for you. Where are you from – Chuchichäschtli, what is this – i tell you you have never seen before. Einen Tag in Marrakech braucht mehr Kondition, weder eine Woche auf dem Fahrrad.


Nach Rabat fahren wir mit dem Zug in 4h. Diese Zeit nützen wir um am Blog zu arbeiten. Rabat überrascht uns mit einem total neuen Bild, verglichen zu den bisher gesehenen Marokkanischen Städten. Die Hauptstadt hat einen schweren Europäischen touch, mit Hochhäusern und grossen Strassen. Als Ausländer ist man nur einen von vielen und wird in Ruhe gelassen. Es ist Dienstag und wir wollen das Visum anfragen, da müssen wir erfahren, dass ein Feiertag ist und die Botschaft geschlossen hat. Super, das und dass keiner zuvor gesagt hat! Janu, T.I.A. This is Africa, gehen wir halt ans Meer, ist ja auch schon lange her. Zum Baden ist es leider schon zu kühl, aber mit dem Buch in der Hand in der Sonne liegen und im Hintergrund das Wellenrollen hören, ist doch auch schon was.


Dann einen Spaziergang durch die Medina und am Abend den spannenden Match Real Madrid gegen Borusia Dortmund schauen, so schnell vergeht der Tag. Zweiter Anlauf auf die Botschaft. Obwohl noch zu früh, steht auch schon eine Schlange wartender Menschen vor der Tür. Wir bekommen zu Ohr, dass Frauen separat anstehen müssen, aber zuerst an die Reihe kommen und auch den Pass des Mannes abgeben dürfen. Was für eine paradoxe Welt, wo doch die Frau in Mauretanien kaum Rechte hat. Ein Glück für uns, die Sache ist in einer halben Stunde geregelt. Tags darauf können wir das Visum abholen. Es gilt ab dem 28.11.2012 einen Monat früher als wir angefragt hatten. Alles erklären wegen Velofahren usw hilft nichts, es bleiben uns noch 20 Tage plus minus, um in Mauretanien einzureisen. Uns ist gleich klar, dass wir durch die West Sahara einen Bus nehmen müssen.

Bei der Senegalesischen Botschaft, schicken sie uns nach Casablanca und als wir am drauffolgenden Tag dort ankommen, wird uns versichert, dass Conny ihr Visum erst in Nouakchott (Hauptstadt Mauretanien) beantragen muss. So steigen wir gleich wieder in den Zug und fahren zurück zu Verena. Hier erfahren wir, dass noch nicht alle unsere erwartete Post angekommen ist und das Wochenende steht vor der Tür. So verbringen wir halt noch etwas Zeit mit Verena und Joussef. Peter hilft ihre Küchenfenster schön zu Kitten, wir reden viel, machen ein wenig sightseeing aus dem Auto und verwöhnen uns Kulinarisch. Sina, die Katze hat den Narr an Connys Arm gefressen, ständig wir er von ihr attackiert. Am Sonntag werden wir von Joussefs Schwägerin zum bessten Couscous das wir bis jetzt gegessen hatten eingeladen.


Voller Hoffnung stehen wir am Montagmittag bei der Post. Jawohl das warten hat sich gelohnt, der Brief mit Peters Bankkarte, welche in Tanger vom Automaten verschluckt worden war, ist angekommen. Jetzt ist alles was wir wollten geregelt. Nur die Tage in Marokko werde immer weniger. Also buchen wir den Bus für nach Essaouira, welches an der Küste liegt. Von da aus fahren wir einige Tage entlang der Küste, hoffen auf Baden und Peter aufs fischen.

An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal ganz herzlich bei Verena und Joussef für die Gastfreundschaft bedanken. Wir sind sehr froh so gut aufgenommen worden zu sein in Eurem wunderschönen zuhause. Bestimmt werden wir uns irgendwann mal wieder sehen.

Mittwoch, 14. November 2012

Den Atlas in den Beinen 21.10 – 31.10.2012


Das schlechte Wetter, dass uns nun seid drei Tagen aufhält, ist vorbei. Die Sonne lacht uns ins Gesicht und läst die schneebedeckten Berge kitschig glitzern, als wir aus Tounfite herausfahren. Freudig trampen wir durch die Hügelige Landschaft und fahren dann, dem Fluss entlang durch eine Schlucht. Das Wasser der letzten Tage hat seine Spuren hinterlassen, hier und da einen Erdrutsch, mal ein bisschen, mal mehr Wasser auf der Strasse. Obwohl welche Strasse?


Aller Anstrengung zum Trotz, die Landschaft ist Grossartig wir geniessen es. In den kleineren Dörfer werden die Kinder aggressiver und es kommt auch vor, dass sie uns Steine nachwerfen wenn wir nicht auf ihre Bitten um Geld oder Stylo eingehen. Sie springen uns hinten rauf, ziehen an den Taschen und klauen Conny’s Schweizerfahne und unsere Wassersäcke! Letzteres trifft uns sehr! Die niedlichen Kinder – wir mögen sie nicht.


Das Leben hier in den Bergen ist hart und wild. Bauern haben grüne Felder die von Hand bearbeitet werden, jedoch im Winter nicht bewirtschaftet werden können. Die durchschnittlich 10 Kinder pro Familie müssen bei der Arbeit mithelfen, damit es genügend Essen für alle gibt. Viele der Kinder gehen sobald sie älter sind in die Stadt und versuchen durch allerlei kleine Arbeiten etwas Geld zu verdienen. Wir campen etwas abseits der Strasse hinter einem Hügel. Bis Imilchil, dem nächst grösseren Ort sind wir zwei Tage unterwegs. Es geht hoch auf 2276 MüM und wieder runter auf 1823, da wo Wasser fliesst ist es super grün, die Birken leuchten in ihrem herbstlichen gelb und die Erde ist ocker bis rot in schönen Mustern.


Wieder hoch auf 2409 MüM wachsen Büsche mit stachligen Blättern, im Hintergrund die Schneebedeckten Berge umrahmt von azur blauem Himmel. Auf all die Passhöhen folgen rasante Abfahrten zurück in die bewirtschafteten Täler, zurück zu den Lehmhäuser Dörfer die von weitem kaum auszumachen sind. Unterwegs treffen wir noch auf zwei Spanische Velotouristen, sie sind für 3 Wochen vorwiegend im Atlas unterwegs.



Imilchil liegt im Herzen des Hohen Atlas zwischen zwei kleinen Seeen Tislit und Isli, was soviel heisst wie Braut und Bräutigam. Hier wird im Sommer viel geheiratet. Nach acht Tagen Velofahren machen wir hier einen Tag Pause. Da ausserhalb der Saison, sind wir die einzigen Gäste im Hotel von Mohammed und er hat alle Zeit mit Peter über Gott und die Sonne zu reden. Er hat zwar ein Hotel hier, ist aber hauptsächlich mit Solarenergieprojekten beschäftigt. Sein Büro ist in Marrakech. Momentan liegt ein Programm bei der Regierung vor, bei welchem er grosse Hoffnung hat weiter zu kommen. Während dem Gespräch bietet er Peter selbst einen Job an, darüber wird Peter noch lange nachdenken. Am Abend essen wir zusammen mit Mohammed seine herrliche Hühner Tajin und reden noch lange, bis uns fast die Augen zufallen. Tags darauf fährt Mohammed zu seiner Familie nach Marrakech, er muss seiner Frau ein Schaf bringen denn die nächsten drei Tage ist Fest in ganz Marokko. Jeder Mann schenkt seine Frau ein Schaf, am ersten Tag wir es getötet und gefeiert, am zweiten wird gefeiert und am dritten wird das Schaf gegessen und gefeiert. Diese Tradition bringt die ganze Familie zusammen, egal wie weit sie von einander weg sind. Läden und Restaurant schliessen für mehrere Tage, nicht sehr ideal für uns zwei. Nach diesem Ruhetag nehmen wir den letzten grossen Pass vor der Dadés Schlucht in angriff. Aber zuerst noch einen gemütlichen Tag nach Agoudal. Am Mittag kochen wir Spaghetti Al-arabiata, darauf hatten wir schon lange grosse Lust. Auch in Agoudal quartieren wir uns in eine authentische Herberge ein. Auf diesen Höhen, 2400 MüM, wird es schon ziemlich Kalt und wir brauchen noch etwas Ruhe vor dem Sturm.


Wir steigen früh in die Pedalen und verlassen das Dorf am Tag des Festes richtung Berge. Heutiges Ziel den Pass auf 2917 MüM zu bezwingen. Das Wetter ist wunderschön, doch der Schein trügt. Ein Wind weht uns direkt ins Gesicht. Zuerst nehmen wir es gelassen und trampen tapfer auf der Piste durch die atemberaubende Landschaft. Doch die stetig steigende Strasse und der stetig stärkere Gegenwind, lässt uns kaum vorankommen. Mit 4 Km/h kämpfen wir uns vorwärts. Manchmal müssen wir das Velo stossen obwohl die Strasse nicht zu steil zum fahren wäre. Auch wenn wir stillstehen pustet uns der Wind fast um. Wir werden auf die Probe gestellt, unsere Kraft und unser Geist werden aufs härteste getestet. Jeder kämpft im Stillen für und mit sich alleine. Dann plötzlich sind wir oben und eine Aussicht empfängt uns und lässt uns zu Boden sinken. Wir sitzen ruhig und geniessen das Panorama, das aufgrund der Anstrengung noch magischer auf uns wirkt.



Von nun an dürfen wir 15 Km runter fahren. Zuerst langsam dem Hang entlang, dann im Zick Zack zum Tal hinunter. Unterwegs begegnen wir einer Gruppe Steinböcken, Peter packt seine Kamera und schleicht sich etwas näher. Noch immer bläst der starke Wind, und obwohl die Sonne scheint ist es kalt. Dieser Abenteuerliche Tag wird in die Geschichte eingehen und endet in der Herberge eines Berber Bergbauern im Dörflein Tilmi. 


Nach Tilmi erleben wir die Sedimentablagerungen die diese Landschaft prägt von unten. Wir folgen dem Fluss Dadés und sehen ihn mal von ganz nah, dann wieder von etwas höher. Bis wir zur dieser Bekannten Schlucht des Dadés kommen. Voilà


Ca. 200 m lang ist diese Verengung dann ist der Spuck auch wieder vorbei. Warum deswegen so ein Hipe darum gemacht wird, können wir nicht verstehen. Der Weg hierhin war viel spektakulärer. Etwas weiter erblicken wir die ersten Kasbahs (Herrenhäuser Burgähnlich mit vier Türmen) Und noch etwas weiter tauchen spektakuläre Felsformationen auf. Völlig Unterschiedlich zum bekannten Bild ragen runde, Boulder ähnliche Felsen hervor. Ein kurzes Backflash nach Neuseeland zu den Moeraki Boulders erscheint vor unseren Augen. Wie in Gottes Namen sind die wohl entstanden??? Wir lieben die Natur!


Es sind nur noch wenige Km bis Boumane du Dadés, die Provinzhauptstadt. Obwohl schon lange unterwegs, pedalen wir weiter. Bis jetzt haben wir vom Schaffest nicht viel mitbekommen, nur die schön angezogenen Leute überall in den Dörfern fielen auf. Doch jetzt wird es prekär, ein einziges Restaurant hat geöffnet und es ist sogleich auch eines der zwei einzigen Hotels im Städtchen, also nehmen wir hier ein Zimmer. Das Angebot fürs Nachtessen beschränkt sich auch auf Omeletten oder Tajin, that’s it. Am morgen ist das Kaffee noch nicht offen, also gehen wir auf die Dachterrasse und kochen uns den Kaffee halt selber. Als der Kaffee getrunken ist, bewegt sich unten auch was und wir können Frühstück essen. Von Boumane nach Ouarzazate ist es plus minus 100 Km auf der Fläche. Den Atlas haben wir nun hinter uns gelassen. Die Landschaft wird wieder monotoner, leicht hügelig, jedoch nun mit Palmen die uns andeuten der Wüste näher zu kommen, und der Verkehr hat auch zugenommen. Das Wetter ist durchzogen. Das zweite und letzte Camp für eine Weile finden wir am Ufer vom Stausee einige Km vor Ouarzazat.


Als erstes telefonieren wir mit Verena, Sie ist eine Freundin von der Mutter einer Kollegin von Conny, zu welcher wir Post aus der Schweiz schicken lassen durften. Drausgekommen? Egal, jedenfalls ist Verena eine Thunerin und wohnt 16 Km vor Marrakech. Da lassen wir uns am nächsten Tag mit dem Bus hinfahren. Wir kaufen die Busstickets, nehmen ein Hotelzimmer und füllen unsere hungrigen Bäuche mit Marokkanischer Pizza. Mal was anderes. Dann besichtigen wir die Stadt ein wenig bis es dunkel wird.


Der Bus fährt um 9h und wir werden um 8.30h für Gepäckannahme erwartet. Eigentlich wollten wir um 7h aufstehen, aber weil Conny nicht an die Schweizer Zeit (bei Sommerzeit +2h zur Marokkanischer Zeit) auf ihrem Händy - unserem Wecker gedacht hat, stehen wir um 5.20h ausserhalb vom Hotel und fragen uns erstaunt warum es noch dunkel ist!!!! Wir beschliessen einen Kaffe auf dem leeren Marktplatz zu kochen und warten bis die Sonne aufgeht. Unter Aufsicht von Peter’s kontrollierenden Augen werden die Räder im Bus verstaut. Mit 30 min Verspätung fahren wir los. Die Strecke führt noch einmal über den Hohen Atlas, nicht mehr ganz so hoch wie auch schon, aber wir sind froh werden wir dieses Mal gefahren. Das Wetter ist nicht sehr gut, es ist nass und immer wieder regnet es. Für was der Bus in 4h macht, bräuchten wir sicherlich 5-7 Tage. In Chouiter lässt uns der Chauffeur aussteigen und wir melden Verena, dass wir angekommen sind.


Montag, 5. November 2012

Sonne, Wolken, Wind, Regen, Schnee und noch mehr 14.10. – 20.10.12


Wir fahren südlich, mit dem Ziel in zwei Wochen die Gorge du Dadés zu durchfahren.
Eine lange gerade Strasse führt uns bei nicht all zu schönem Wetter und gegen den Wind aus der Stadt Fes, Richtung Imouzzer. Unterwegs essen wir bei einer Tankstelle das teuerste Essen bis jetzt in Marokko, dass war sogleich auch das letzte Tankstellenessen. Danach kommt die Steigung Richtung Mittleren Atlas und wir sind froh, dass sich die Vorhersage eines Rennvelofahrers in Fes, die Steigung sei 15% - 18%, nicht bewahrheitet.
Kurz bevor wir im Dorf einfahren ruft Conny Peter zu; Ich habe einen Platten im Hinerrad!!! Es ist der erste seit unserer Abfahrt in Bassersdorf. Der Flick sitzt und wir fahren in Imouzzer ein wo es auf dem Dorfplatz nur so von Leuten wimmelt. Es wird schon langsam dunkel, und die ungewohnte Kühle hilft bei der Entscheidung hier ein Hotelzimmer zu nehmen. Der Wirt freut sich über unser Besuch, umsorgt uns mit allerlei Informationen was man um sein Dorf herum alles sehen kann und erklärt uns auch, dass der Menschenauflauf wegen des Schafmarktes sei, der heute stattgefunden hatte. Wir gehen raus, essen ein halbes Schaf- äh Huhn mit Pommes, Reis, Linsen und jawohl eureka, hier haben sie Mayonnaise für Peter. Er ist der glücklichste Mensch. Später trinken wir noch einen Tee im Hotel und schlafen herrlich durch die kalte Nacht. Es soll nicht die letzte gewesen sein…

Ifran wird die kleine Schweiz in Marokko genannt, da fahren wir heute durch. Unterwegs treffen wir auf einen Rennradfahrer der uns zu sich in Ifran zum übernachten einlädt. Da es aber noch früh ist und wir weiterfahren wollen, schlagen wir dieses Angebot ab. Im Moment wo wir uns verabschieden und er weiterfährt, bereuen wir nein gesagt zu haben. Wir fragen uns warum wir das Angebot nicht angenommen haben. Wird sicher seinen Sinn haben, wir werden es aber nie erfahren.
Kurz vor Ifran ruft uns ein Mädchen zu sich. Sie ist mit ihrer Mutter die Decken im Bach am waschen. Conny wird auch gleich in die Frauenarbeit miteinbezogen und hilfsbereit wie sie ist, stampft sie die Decken im Seifenwasser sauber.


In Ifran, wo auch der König ein Domizil hat, werden wir von breiten sauberen Strassen mit schönen Strassenlaternen und europäisch geprägten Häusern empfangen. Wir finden daran nichts typisch schweizerisches aber definitiv nicht marokkanisch. Im Laden finden wir zu Peters Freude Erdnussbutter, fahren dann aber weiter um ausserhalb in einem Zederwald Mittagspause zu machen. Das Wetter ist wieder sonnig aber etwas kühler weil wir auf 1800 MüM fahren. Plötzlich fahren wir am Haus des Skiclubs von Ifran vorbei, und einige Km weiter erspähen wir tatsächlich eine Piste. Jawohl eine Skipiste, riesig! Wir stellen uns vor wie hier die marokkanische Elite für den Weltcup trainiert. Recht amüsant.



Etwas weiter stellen wir das Zelt auf einer Ebene auf. Es dauert nicht lange und zwei Hirten kommen auf ihren Eseln daher um zu schauen was wir da tun. Der eine fragt ob das Zelt auch dicht sei wenn es regne, Peter versichert ihm dass das so sei und bläst die Luftmatratzen auf. Er ist begeistert und hat einen riesigen Smile auf dem Gesicht. Der andere will Conny beim Feuermachen im Hobokocher helfen, er will aber viel zu viel Holz rein tun, da zündet Conny das Feuer und stellt die Wasserpfanne drauf. Kopf nickend wird gestaunt und zufrieden informiert zu sein, verabschieden sich die beiden denn die Schafe ziehen ohne sie heimwärts. Wir trinken Chai-Tee und essen unser Brot mit La Vache qui rie, Nutella und dem neu erworbenen Erdnussbutter und kuscheln uns in die warmen Schlafsäcke. Es ist 19h, schon dunkel und noch 14°C warm/kalt.


Wir lassen die Zederwälder hinter uns und fahren durch eine total kahle, Mondlandschaft ähnliche Ebenen. Zum Znüni einen Apfel und Biskuits. Im nächsten Dorf kaufen wir Gemüse, Brot, Erdnüsse und werden von allen Seiten neugierig angeschaut. Die Kinder bestaunen unsere Velos, wollen ein Bonbon, einen Stylo oder irgendwas was sie auf dem Velo sehen. Etwas weiter essen wir Mittag und fahren am Nachmittag stetig steigend in den mittleren Atlas. Auf der Strasse werden wir teilweise von unglaublich vollbeladenen Fahrzeugen überholt, mit Möbeln, Stroh, Gasflaschen, Gepäck und Leuten, Hauptsache möglichst voll.



Obwohl wir uns Mittlerweilen auf 2100 MüM befinden, fühlt es sich nicht an als währen wir in den Bergen. Es ist etwas kühler und immer noch karg, die Berge sind aber eher Hügel. Bäume hat es wenig, viel wurde geholzt, vereinzelte Baumstrünke sind stille Zeugen einer viel grüneren Zeit. Die Schafherden werden farblich eins mit dem Boden und sind nur auszumachen, wenn sie sich bewegen.


In einer langen Abfahrt lassen wir die Erhöhungen des Mittleren Atlas hinter uns und erreichen die Ebene zwischen den beiden Gebirgsketten. Es windet sehr stark und leider entgegen unserer Fahrtrichtung. Im Windschatten einer Mauer essen wir Mittag, ruhen uns aus. Da kommt ein Traktor um die Ecke und der Bauer darauf wollte kurz nachsehen kommen ob bei uns alles in Ordnung sei. Ein kleiner Schwatz und eine Einladung zu sich nach Hause. Auch dieser Marokkaner, obwohl kaum Französisch Kenntnis, sehr Gastfreundlich. Er warnt uns noch vor dem Regen der kommen soll und dann fahren wir weiter, gegen den Wind. Auf einen windigen Tag folgt eine windige Nacht im Zelt etwas abseits der Strasse.



Der Morgen beginnt noch freundlich. In Boumia kaufen wir die nötigen Lebensmittel ein und nach Boumia fängt die Scheisse an. Es beginnt zu regnen, ja dagegen kann man sich ja noch schützen. Wir haben gute Regenkleider, aber die Temperatur fällt nah dis nah auf 5°C. Vor allem Hände und Füssen, letztere noch immer in den Sandalen, werden langsam taub. Dies halten wir noch knapp zwei Stunden durch und halten dann, Schutz suchend bei einem Bauernhof an. Fatima und Achmed winken uns in die Scheune um die Räder hinzustellen, lassen uns umziehen und rufen uns dann zum Tee. Eingehüllt in Decken, auf Schaffellen sitzend und mit heissem Tee in den Händen, sind wir wieder die Glücklichsten Menschen auf Erden. Auch im Raum sitzt die + / - 60 Jahre alte Fatma, auf ihren Händen und im Gesicht ist sie mit Tätowierungen verziert. Sie erzählt und berichtet, doch wir verstehen natürlich kein Wort davon. Dann werden wir ins Sofa-Zimmer gebeten, Essen ist aufgedeckt. Kurz zur Erklärung, das Sofa-Zimmer ist der grösste Raum im Haus, mit rundherum Sofa und in der Mitte einige Tische, ein Bild von Mekka und eines des Königs. Es gibt Brot, Konfitüre, Butter, Spiegeleier, Olivenöl und Tee. Wir steuern noch zwei Pack von unseren Biskuits bei. Sehr zu Freuden der beiden Kindern Latifa 2 Jh und Sawa 4 Jh. Nun sitzen wir alle beieinander, mit Händen und Füssen erklären wir unsere Namen, von wo wir kommen und das wir verheiratet sind und 2 Kinder haben. Da kommt uns das Foto das Peter in seinem Portmonnaie hat, von den Kindern von eines Freundes aus Holland, grad recht. Wenn man hier 40 Jahre alt ist und noch keinen Kinder hat, ist man eine arme Sau!
Als alle Bäuche gefüllt sind, geht’s zurück zur Tagesordnung. Achmed muss die Lämmer Füttern, Fatima lässt das Kalb zu ihrer einzigen Kuh und melkt grad noch 1Lt Milch für Eigengebrauch. Das Haus, aus Erde, Stroh und Holz gebaut bietet Schutz für Mensch und Tier. Fatima und ihr Mann haben gut 70 Schafe und Geissen die am morgen vom Hirten fürs Grasen auf dem Land abgeholt werden und am Abend zurück gebracht werden. Hühner, Truthähne  Hunde und Katzen. Sie haben Elektrizität, das Wasser kommt aber vom Regentank neben dem Haus. In der Küche steht eine Gasplatte mit 3 Rechauds, ein Ablage mit Keramischen Platten belegt und ein kleiner Waschtrog. Am Boden hat es auch einen Wasserablauf, denn gewaschen wird im grossen Plastikbecken am Boden. Dann hat es noch einen Schrank fürs Geschirr. Neben der Küche ist der Aufenthaltsraum, mit Schafffellen und Kissen am Boden und Fernseher. Es ist angenehm warm, durch die Kocherei nebenan, hier wird gewohnt, gegessen und geschlafen. Während Fatima und Achmed ihren Arbeiten nachgehen, zeichnen und spielen wir mit Sawa. Dann wird ein Huhn fürs Nachtessen gerupft, Conny hilft beim Gemüse schälen, der Fernseher geht an und während wir vorzüglich mit Händen aus einem Teller dinieren, unterhalten wir uns, natürlich mit Händen und Füssen. Es ist total relaxt und immer wieder sehr lustig, ein super Erlebnis. Gegen 23h ist es Zeit zum schlafen, während Conny Fatima versucht zu erklären, dass wir Schlafsäcke haben und sie sich keine Mühe machen soll, sucht diese 2 Matratzen und Wolldecken zusammen und meint es sei kalt in der Nacht. So muss sie unseren Schlafsack ausprobieren, was wieder zu lustigen Szenen führt. Nicht ganz überzogen, lässt sie die Decken bei uns und wir schlafen herrlich durch die Nacht.
Am Morgen ist der Himmel noch immer dunkel, aber es regnet nicht mehr. Wir frühstücken und verabschieden uns dann herzlich und Dankbar für die tolle Gastfreundschaft.

Nach 1.5 Tagen auf dem Plateau, schlängelt sich die Strasse nun wieder in die Hügel. Ab und zu erspähen wir die Schneebedecken Bergspitzen durch die Wolken. Am Nachmittag erreichen wir ohne grosse Mühe und zum glück ohne Regen den Ort Tounfite.


Lust auf Tee? Klar doch, im Cafe beim gut englisch sprechenden Lamal wärmen wir uns die Hände und beobachten das Geschehen auf dem Platz. Als wir mit der Absicht weiter zu fahren aufsteigen, kommt Mohamed und ändert unsere Pläne. Er ist Lehrer im Dorf und meint wir sollen die Nacht bei ihm bleiben, denn die Strassen und das Wetter seien noch zu ungünstig. Gesagt getan, wir gesellen uns zurück in Kaffe und schauen mit Mohamed und seinen Freunden den Fussballmatch. Danach führt er uns zu sich nach hause. Seine Frau Rabia tischt Gemüsetajin auf, wir erzählen unsere Geschichte, hören ihrer zu und da es Samstag ist, wird am Nachmittag Fussball gespielt. Peter möchte gerne mitspielen und bekommt von Mohamed ein paar Schuhe und den Übernamen Peter Schmeigel, wegen der blonden Haaren. Mit dem Auto durchs Dorf werden die Spieler zusammen gepflückt. Ein grosser Rasen zwischen den beiden Dorfteilen ist die Bühne für die sportliche Freizeit. Sie sind stolz auf ihren Naturrasen. Marokkanisches Fussball braucht Nerven, nach 10 min spielen hat Peter herausgefunden wo die Grenze des Spielfeldes ist und nach weiteren 10 min wer zu seinem Team gehört.


Conny schaut dem Treiben amüsiert zu und friert sich dabei den Arsch ab. Eine Traube Jungen haben sich um sie herum versammelt und stellen allerlei Fragen. Natürlich will jeder Mal mit dieser komischen Frau in Hosen und mit kurzen Haaren reden. Gut zwei Stunden wird gespielt, das Team von Peter gewinnt mit 6 zu 2. Jetzt tun ihm die anderen Muskeln weh, die die beim Velofahren nicht gebaucht werden. Zurück zu hause wird die Dusche eingefeuert und wir dürfen herrlich heiss duschen, was für einen Genuss bei der Kälte draussen. Dann kommt Mohamed’s Schwester rüber – sie wohnt gleich nebenan – und es gibt Tee. Sie ist eine von wenigen Frauen die französisch spricht. Zusammen mit Ihr geht Conny zur Gendarmerie um uns einschreiben zu lassen. Die Männer verschwinden ins Kaffee um zur Abwechslung Fussball zu schauen, Barcelona gegen Celsea, auch ein torreicher Match. Dazu wird viel Milchkaffee getrunken und geraucht. Zwischenzeitlich ist Conny zurück bei den Frauen im Haus. Sie haben Henna gemacht und jetzt werden die Hände verziert. Es ist schon spät als die Männer zurückkommen, Rabia bringt eine riesige Schale Couscous mit Poulet und Gemüse zum Sofazimmer welche von acht Händen fast lehr gegessen wird. Danach fallen wir müde ins Bett. Am morgen lacht uns die Sonne ins Gesicht, wir freuen uns sehr auf diese Wetterbesserung. Conny wird zum Abschied mit einem Kaftan beschenkt und bei Rabia fliessen Abschiedstränen. Wir tauschen Adressen und versichern beim nächsten Marokkobesuch vorbei zu kommen.