Mittwoch, 16. April 2014

Farbenfrohe Unterwasserwelt



Zanzibar und Pemba 2.04. – 14.04.2014

Zanzibar hat eine lange prägende Geschichte und  ist ein Mix aus arabischem, indischem und europäischem Einfluss, welcher nicht nur in der Architektur Stonetown‘s, sondern auch in den exotischen Gesichtern der Einheimischen zu sehen ist. Die engen Gassen und die wunderschönen mit Schnitzereien geschmückten Holztüren, erinnern mich enorm an die Medina in Fes oder Marrakech, Marokko. Kaum ein Fuss auf Land, schon versuchen zig Vermittler, wir nannten sie damals Hunde, einem ein Guesthouse unter zu jubeln. Gut hab ich das Fahrrad, so fahr ich allen einfach davon und lasse mich von meinem Glück durch das Gassen Labyrinth weisen. Als ich ein für mich geeignetes Plätzchen für die nächsten drei Nächte gefunden habe, weiss ich natürlich überhaupt nicht mehr wo in dieser Stadt ich mich befinde. Es wird aber nicht das letzte Mal sein, das ich mich verirre.


Die Souvenirjagt, auf die ich mich schon lange gefreut habe, verleidet bald. Ein Laden reiht sich nach dem anderen, alle bieten dieselbe Wahre an und jeder versucht mich zu sich herein zu locken. Die  Nebensaison ist echt zu spüren. Ich flüchte zum Strand und spaziere im weissen Sand durch das kristallklare Wasser. Dann verschlägt es mich in eine Galerie wo ich den Künstler Omar King kennenlerne. Nun hab ich meinen persönlichen Guide, der mich kostenlos durch die Gassen manövriert. Am zweiten Tag mache ich eine Velotour. Unterwegs lasse ich mir die Verschiedenen Gewürze die auf der Insel wachsen zeigen. 8 von 10 erkenne ich am Geruch oder Geschmack und am eindrücklichsten fand ich den Zimtbaum, von dem die Blätter, die Rinde und die Wurzel verarbeitet wird. Zu Recht wird der Zimt die Königin der Gewürze genannt. König ist der Ingwer weil er Potenzsteigernd sein soll.


Weiter gefällt mir die Insel sehr gut. Teils bewaldet, teils durch Reisfelder führt mich die Strasse auf die Ostseite von Zanzibar. Hier wollte ich eine Pause machen und im Meer schwimmen gehen, aber die Ebbe war weit aussen und das Ufer sehr flach. Wenn auch immer ich halte um frische Kokosnuss zu trinken und essen, ist mein Fahrrad das Objekt im Fokus. Weil als Hauptverkehrsmittel fast jeder ein Fahrrad hat, scharen sich die Leute um uns und diskutieren über die Details.



Zurück in Stonetown, treffe ich mich mit Omar zum Nachtessen. Leider muss ich dabei den falschen Fisch ausgesucht haben, denn in der Nacht beginnt das Fiasko, dass mich noch lange begleiten wird. Geschwächt vom Durchfall und Erbrechen verbringe ich den ganzen Samstag im Bett. Erst spät, zwinge ich mich raus um etwas Energie in Form von Pasta zu mir zu nehmen. Im Jazzlokal, wo ich mich mit dem Sonnenuntergang von meiner Übelkeit ablenken will, spricht mich Rahim an und leistet mir aufmunternde Gesellschaft. Er ist Grafikdesigner und Fotograph und ein sehr interessanter Gesprächspartner. Also ich zurück zu Hotel gehe, fühle ich mich auch etwas besser.


Mit der grossen Fähre setzte ich nach Pemba über, die kleinere weniger besuchte, etwas hügelige und sehr bewaldete Schwesterinsel von Zanzibar. Die Einheimischen sind unglaublich freundlich und hell begeistert wenn sie mich sehen. Auffallend schön sind die Frauen und Kinder hier. Dicke schwarze Wolken empfangen mich, es ist feucht und heiss. Schon nach der ersten Steigung bin ich in schweiss gebadet. 



Von Mkoani wo die Fähre ankert, muss ich ganz in den Norden hoch fahren. Ich gönne mir zum Abschluss meiner Reise eine Woche Strandferien und mache das Tauch Brevet bei www.swahilidivers.com Peter Gostelow von Mwanza hatte mir diesen Geheimtipp verraten und mich mit dem Besitzer Raf in Verbindung gesetzt. Weil ich der einzige Gast bin, bekomme ich Privatunterricht von Beltran meinem Spanischen Tauchlehrer. Etw. Theorie und dann geht’s schon ab ins Meer. Ich bin anfänglich etwas überfordert mit der Auftriebssicherung. Entweder treibt es mich hoch, oder ich sinke auf den Grund, dabei will ich auf keinen Fall die Korallen und Anemonen beschädigen! Ich kann die bezaubernde Unterwasserwelt nur bedingt geniessen. Zu meinem Erstaunen lobt mich Beltran nach dem ersten Tauchgang, ich hätte alles super gemacht. Ok...
Mit den weiteren Tagen gewinne ich an Sicherheit und schlussendlich fühle ich mich Fisch-Vögeli-Wohl unter Wasser. Beltran zeigt mir immer wieder kleine farbige Sensationen, Meeresschnecken, Krebse, ein Skorpion Fisch, Skelett Fisch, Schmetterling Fische, Drücker Fische, Trompeten Fische, Box Fische, Napoleon Fische, Rotfeuer Fische, viele viele mehr und natürlich Nemos und Doris.

Leider hab ich keine Bilder von den Fischen....

Nicht ganz so gut geht’s mit meinem Magen. Immer wieder plagen mich Krämpfe und ich muss meine Diät auf Reis und Brot reduzieren. Rechtzeitig zu meinem Geburtstag bestehe ich den NAUI Open Water Kurs. Auch der extra für mich gebackene Schoggikuchen bleibt meinem Magen lieb, oder vielleicht lag es am Schnaps danach…. Wie auch immer, ich bin Überglücklich, hatte einen fantastischen Geburtstag und das Tauchen macht enorm viel Spass. 



Leider geht alles schöne viel zu schnell vorüber und ich muss mich verabschieden. Ich radle zurück nach Mkoani, übernachte und nehm die Morgenfähre nach Zanzibar. Da angekommen, krieg ich kein Ticket für die letzte Fähre nach Dar mehr und muss somit noch eine Nacht in Stonetown verbringen. Geschehe nichts schlimmeres, ich ruf Rahim an, wir gehen indisch essen und verbringen einen lustigen Abend zusammen.


Donnerstag, 10. April 2014

Gefühle der Freiheit für die ich lebe



Arusha – Dar es Salaam 16.03. – 2.04.2014

Während meines Aufenthaltes in Arusha hat es ziemlich geregnet und als ich mit Shasha zur Schule radelte, durfte ich die klebrig rutschige, rote Erde das erste Mal erleben. Sogar das Fahren ohne Gepäck war an gewissen Stellen unmöglich. Meine Route um den Kilimanjaro, führt mehrheitlich über Naturstrassen und somit war ich extrem froh um das Schönwetterfenster. Am ersten Tag versteckt sich der mächtige Berg in dicken Wolken. Auch am Morgen dasselbe Bild und ich kämpfe gegen den Wind durch die schöne Landschaft des Massai Landes. Immer wieder fahre ich durch kleine Massai Dörfer. Die stolzen, gross gewachsenen Massai in ihren hauptsächlich roten und blauen Tüchern gewickelt, geschmückt mit Krällchenketten und Silberringen wirken authentisch. Sie hüten ihre Herden oder kehren das Acker von Hand, wenn ich vorbeifahre wird innegehalten, dann gelacht und gewunken. Hier spricht kaum jemand English. Das sind die Momente in meiner Reise, die ich am meisten geniesse, wofür ich Reise. Sie erfüllen mich mit tiefer Zufriedenheit, Glück und Freiheit.


Gegen Abend wird es zum Gegenwind noch hügelig, ich komme sehr langsam voran und bin froh, als ich in einem etwas grösseren Dorf ein Guesthouse finde. Der Berg hat erbarmen mit mir und schenkt mir eine kurze Sicht auf sein verschneites Haupt. Nach einer afrikanischen Dusche, Kessel Wasser und Schöpfbecher, esse ich einmal mehr Reis mit Bohnen im Licht der untergehenden Sonne. Am Morgen des dritten Tages darf ich Kilis volle Pracht bestaunen.


Ich bin happy, auch weil ich heute dem Wind den Rücken zudrehe und er mich auf meiner Fahrt unterstützen kann. So sind die gestrigen Strapazen vergeben und vergessen. Auf Empfehlung von Peter Gostelow fahre ich zum Lake Chala und campiere für verhältnismässig viel Geld auf dem Grundstück der exklusiven Loge. Es ist es auf jeden Fall Wert.


Dies ist eines der wenigen Gewässern von Afrika, in dem man gewissensfrei schwimmen kann. Keine Bilharzien. Das Wasser ist Glasklar wie die Bergseen bei uns, und angenehm warm. Während des Schwimmens beobachte ich Affen, die sich durch die Bäume schwingen. Ein Drittel des Sees liegt in Kenia und als ich mich wieder auf den Weg zur Hauptstrasse mache, verfahre ich mich prompt über die Grenze. Plötzlich treffe ich auf den Grenzposten aber von der falschen Seite her! Ojé ich sehe mich schon hinter Gittern wegen illegaler Einreise nach Kenia! Nein, nein, halb so wild, erklärende Worte, freundliches Lächeln, Geduld und ein Versprechen meine nächste Reise nach Kenia zu machen, öffnen mir die Tore zurück nach Tansania, alles ganz ohne Geld zu schieben.


Es folgt eine flotte Fahrt nach Same. Langsam verlasse ich das Hochland und es wird immer heisser. Bei 30°C plus, werde ich täglich auf meinem Stahlesel gebraten. Nur der Fahrtwind kühlt ein klein wenig. In Same entscheide ich mich die langweilige Hauptstrasse wieder zu verlassen und durchs Hinterland zu fahren. Auch wenn es holpriger ist, ab und zu rauf und runter geht, ist es doch viel abwechslungsreicher und 6h im Sattel fühlen sich nicht ganz so lange an. In dieser Gegend treffe ich auf, meinen von Senegal her geliebten, Baobab Bäumen wieder.


Das nächste coole Erlebnis, ist die Einladung in eine Grossfamilie. Ich lerne Sadia im Guethouse von Manga kennen, Sie ist eine der Töchter des Besitzers und bittet mich am Morgen bei ihrer Familie vorbei zu kommen und Hallo zu sagen. Aus dem Hallo wurde schlussendlich einen ganzen Tag und noch eine Nacht, die ich bei Sadia im Bett verbringen durfte. Ihr Vater hat 3 Frauen und 16 Kinder…  Manga ist ein winziges Dorf, so spricht sich schnell herum dass dieser verrückte Musungu, der gestern auf dem Fahrrad hierherkam, nun bei einer Familie auf Besuch ist. Während ich mich mit Sadia unterhalte treffen ununterbrochen Schaulustige ein, setzten sich eine Weile und gehen wieder. Alle sind hell begeistert und stolz, eine weisse bei sich zu haben. Sadia ist neben ihrem älteren Bruder, die einzige die Englisch spricht. Hauptbeschäftigung der drei Mütter ist Kochen, ich bekomme schon zum Frühstück Poulet und Chapati, dann am Mittag Poulet, Reis, Bohnen, Spinat, am Nachmittag, Kuchen und Früchte und auch wenn ich fast platze, esse ich abends um 9, aus Anstand noch einen Teller, Ugali (Maisbrei) mit Bohnen und natürlich Poulet. Überwältigt von ihrer Gastfreundschaft und mit dem Verspechen, ihnen die Fotos zu schicken und sie bald wieder zu besuchen, verabschiede ich mich Richtung Lushoto.


Lushoto liegt in den fruchtbaren Usambara Berge. Die Strasse schlängelt sich während 34Km mit angenehmer Steigung auf 1200 MüM hinauf. Ich werde von Sam empfangen, ein Einheimischer Guide der mich zu einem günstigen Guesthouse führt. Wir sind uns sympathisch und nach dem Nachtessen gehen wir mit seinen Freunden in den Ausgang. Endlich wieder einmal tanzen. Tags darauf wandere ich zusammen mit zwei deutschen Frauen zum Aussichtspunkt. Ich geniesse die frische Luft hier oben und auch nachts kann man gut schlafen. Von Lushoto entschliesse ich mich wieder einmal für die Naturstrasse durch die Hügel und wieder hinunter zur Hauptstrasse. Es ist ein sagenhaft schöner Tag. Das Glück ist mit mir, ich schaffe es immer wieder den dunkeln Wolken hinter mir zu entkommen. Erst am Abend, als ich in Korogwe Nachtesse, ergiesst sich ein heftiges Gewitter.






Ein unspektakulärer langer Tag folgt auf die Bergetappe. Ich fahre nach Pangani und treffe das erste Mal in dieser Reise aufs Meer. Als ich das dunkle Blau am Horizont erblicke, überkommt mich ein unbeschreibliches Glücksgefühl, mit Stolz lasse ich die geradelten Km durch meinen Kopf gehen. Während ich zum Strand spaziere lasse ich mich von Rasta Ali bequatschen. Aber alles hat seinen Grund und so bringt er mich später in den Kontakt zweier Frauen aus Dar Es Salaam. Annika und Marie sind hier um Geschenke an die Kinder einer Primarschule zu verteilen. Annika unterstützt diese finanziell. Beim gemeinsamen Nachtessen, geben sie mir Empfehlungen für Dar, wir tauschen Kontakt um uns da wieder zu treffen.


Mein ursprünglicher Plan war von Pangani aus, auf Naturstrasse, der Küste zu folgen und so nach Bagamoyo und dann, Dar Es Salaam zu fahren. Der Plan währe ausführbar gewesen, wenn die Regensaison nicht schon begonnen hätte. Da es jeden Tag sicher einmal heftig regnet und die Naturstrasse in eine Schlammpiste verwandelt, entschliesse ich mich zurück zur Hauptstrasse zu gehen. Für die Strecke die ich bereits geradelt bin, lasse ich mich von einem, mit Zementsäcken geladenen, Lastwagen mitnehmen, wobei ich in der Führerkabine sitzen darf.


Es folgen einige Km auf Terrstrasse durch Grüne, rollende Hügel, bepflanzt mit Bananen Platanen, Ananas, Kasava… Bis ich 10 Km vor Bagamoyo, auf der Umleitungsstrasse wegen Bauarbeiten, nochmal das volle Program Schlaglöcher, Schlamm und Wasserbecken passieren darf. Kurz davor musste ich wegen Regen, Obdach suchen. Dabei kam ich mit diesem Jungen Herr ins Gespräch.

Er ist 18 Jahre alt und unterrichtet als Lehrer an der Primarschule. Sein Englisch ist gerade gut genug um mit Wiederholungen, ein einfaches Gespräch zu führen. Beim studieren meiner Karte braucht er eine Weile bis er Bagamoyo findet. Er bitte mich, 2 Wochen zu bleiben um ihm Englisch zu lernen. Jeder möchte gerne ein Musungu als Freund, weil er ihn ihm die Chance auf ein besseres Leben sieht. Als er Regen stoppt, lädt er mich zu einer Ananas ein und ich trete wieder in die Pedalen.
In Bagamoyo angekommen, mache ich einen Spaziergang am Strand. Es ist Samstag und der Stand gefüllt mit Leuten, die Fussball spielen, schwimmen, spazieren.
 
Ich steh früh auf, da ich gerne beizeiten in grossen Städten wie Dar Es Salaam ankommen möchte. Die Fahrt geht überraschend zackig und ich erreiche schon am Mittag das Ziel meiner Reise. Ein klein bisschen Wehmut überkommt mich. Das Restaurant in dem ich mich mit Annika und Marie treffe befindet sich in Mikocheni, ein Quartier, etwas ausserhalb des Stadtzentrums. Und gleich nebenan finde ich ein Zimmer zu gutem Preis, bei World Family Radio Maria.  Ich scheine der einzige Gast  zu sein und geniesse die Ruhe. Die nächsten drei Tage erkunde ich Dar Es Salaam, wobei mir positiv auffällt, dass es halb so chaotisch ist wie Kampala und einige ganz schöne, historische Gebäude hat.




Am 2. April nehme ich die Fähre nach Zanzibar und weiter nach Pemba für meine letzte Ferienwoche auf dieser Reise.